: Alkoholausschank mit rechter Umdrehung
Antifa Friedrichshain spricht von zunehmender rechter Gewalt im alternativ geprägten Stadtteil. Eine Bar an der Warschauer Straße sei Treffpunkt der Rechtsextremen. Mitarbeiter dementiert. Bündnis gegen Rechts demonstriert
Friedrichshain gilt gemeinhin als einer der alternativen Stadtteile Berlins. Dennoch sind dort auch immer wieder Neonazis anzutreffen. Einer ihrer Treffpunkte ist nach Angaben der Antifa Friedrichshain die Ambrosius-Bar an der Warschauer Straße. „Jeden Freitag treffen sich rund 15 Neonazis und rechte Hooligans dort“, sagte eine Sprecherin der Stadtteilantifa. In der Kneipe seien bekannte Rechte, darunter ehemalige Mitglieder der verbotenen Kameradschaft Tor und Lichtenberger Rechtsaktivisten, ausgemacht worden.
Gemeinsam mit dem Bündnis gegen Rechts organisierte die Antifa daher am Sonntagabend eine Kundgebung auf dem Boxhagener Platz. Die richtete sich in erster Linie an das Publikum des dortigen Flohmarktes. Gegen die zunehmenden rechten Aktivitäten müsse man entschieden sein Wort erheben, forderte dort etwa der stellvertretende Geschäftsführer der Arbeiterwohlfahrt, Ricardo Fonseca. Man müsse deutlich machen, dass die Mehrheit im Bezirk für Weltoffenheit und Toleranz stehe, betonte er. Auch Canan Bayran, SPD-Abgeordnete aus Friedrichshain, betonte bei der Kundgebung, es dürfe im Stadtteil keine Plätze geben, wo Menschen, die nicht ins Bild der Rechten passen, Angst haben müssen,
Die Stadtteilantifa hält die Ambrosius-Bar für solch einen Ort. In deren Nähe seien in der Nacht zum 14. Juli zwei Menschen türkischer Herkunft mit Reizgas angegriffen worden. Eins der Opfer sei am Kopf verletzt worden. Aus der Gruppe der Angreifer seien Rufe wie „Wir sind Neonazis“ zu hören gewesen.
Ein Mitarbeiter der Ambrosius-Bar will auf Nachfrage nicht ausschließen, dass es auch Rechte unter seinen Gästen gibt. Allerdings seien 90 Prozent des Publikums nicht rechts. Auch viele AusländerInnen kämen in das Lokal. Er warnt davor, dass das Problem hochgespielt werde. Schließlich sei es schon vorgekommen, dass eine Sportgruppe für Neonazis gehalten werde.
Am kommenden Wochenende werden wieder die Kampftrinker zum Besäufnis auf der Karl-Marx-Allee erwartet. Bei der mittlerweile elften Biermeile wird nach Angaben der Organisatoren der „längste Tresen der Welt“ aufgebaut. „Seit Jahren ist dieses seltsame Fest Anlaufpunkt für Neonazis und rechte Hooligans aus Berlin und Brandenburg“, klagt ein Sprecher der Antifa Friedrichshain. Deshalb werde am Freitag und Samstag in der Liebigstraße 34 ein Infopunkt und Schutzraum für von rechten Angriffen Betroffene eingerichtet. PETER NOWAK