Auch Rechte rennen gern

ABGRENZUNG Die „Fishtown-Runners“ haben ein Problem: Was tun, wenn sich der Laufkumpel als Rechtsradikaler entpuppt? Das Meinungsspektrum ist groß

Für ihr Engagement gegen Rechts bekommen die „Deichläufer“ beileibe nicht zur Lob

Von Arne Basten

Berichte über die NPD-Kontakte eines Mitglieds führen bei den „Fishtown-Runners“ zu heftigen Diskussionen. Viele LäuferInnen distanzierten sich bereits und traten aus dem Bremerhavener Lauftreff aus, jedoch nicht alle. Unter dem Dach der „Deichläufer Bremerhaven“ fanden sich einige Ausgetretene wieder zusammen – in Internet-Foren werden sie dafür als „egoistisch“ und ihr Engagement gegen Rechts als „überflüssig“ bezeichnet.

Alles begann mit einem Beitrag auf dem Blog „Bremer Schattenberichte“. Dort ist nachzulesen, dass ein „Fishtown-Runner“ an einem geheimen NPD-Treffen in Gröpelingen teilgenommen habe. Als LäuferInnen des Vereins darauf aufmerksam gemacht wurden, begannen sie selbst nachzufragen – und fanden heraus, dass sie seit Jahren an der Seite eines Mitglieds der rechten Szene gelaufen waren.

Darüber wurde zunächst die interne Diskussion gesucht, doch kurze Zeit später kam es zum Eklat: Der rechte Läufer wollte den Verein nicht verlassen und auch die Administrationsrechte für die Internetseite nicht herausgeben. Daraufhin kehrten immer mehr SportlerInnen dem Verein den Rücken: Acht von ihnen schlossen sich unter dem Namen „Deichläufer Bremerhaven“ wieder zusammen, andere sind seitdem allein unterwegs.

Einige „Runners“ wollten sich jedoch nicht distanzieren. Sie treffen sich immer noch mit dem rechten Sportler zum Laufen. Nachdem die Nordsee-Zeitung über die Geschehnisse berichtet hatte, gab es nicht nur positive Rückmeldungen für die „Deichläufer“. Im Gästebuch von deren Homepage machen ehemalige Mitläufer ihrem Ärger Luft: Sich an die Presse zu wenden, sei „egoistisch“ von den „Deichläufern“ gewesen, meint beispielsweise eine ehemalige Mitläuferin. Als Reaktion auf den Pressebericht hatte der extrem rechte Administrator Namen und Fotos von allen „Fishtown-Runners“, die sich nicht offiziell von dem Laufverein distanziert hatten, quasi als Unterstützer auf der Vereinsseite veröffentlicht – womit die jedoch keineswegs glücklich sind. Es würden „völlig Ahnungslose öffentlich in die rechte Ecke gestellt“, heißt es nun im Gästebuch der „Deichläufer“ – als Vorwurf. Der Hinweis, dass nicht die „Deichläufer“, sondern der Administrator der „Fishtown-Runners“ für die Veröffentlichung verantwortlich war, beeindruckt die früheren Mit-Läufer wenig.

An anderer Stelle kritisiert ein weiterer Läufer, dass nicht mehr der „gute Laufkumpel, sondern nur seine politische Einstellung, die er nie erwähnt hat“ zählen würde. Er lehne die Rechten ab, das habe er auch deutlich gemacht, trotzdem bleibe der NPD-Sympathisant ein „guter Laufkumpel“. Ein Aktiver aus den Reihen der Deichläufer hält dagegen: „Die Öffentlichkeit muss wissen, was da passiert“,sich deutlich gegen Rechts zu positionieren sei richtig gewesen. Die, die jetzt noch bei den „Fishtown-Runners“ mitlaufen, sollten sich fragen, ob sie alles richtig gemacht haben. Vereinzelt bekommen die „Deichläufer“ in den Foren Zuspruch – es bleiben jedoch die wenigsten Kommentare.