Knick in der Euphoriekurve

2. LIGA Eintracht Braunschweig spielt gegen Erzgebirge Aue nur 1:1. Dennoch halten die Niedersachsen Anschluss zur Spitze

Das Nordderby gegen den FC St. Pauli dürfte der Eintracht den Weg für die Saison weisen

Dominick Kumbela schlenderte wortlos in die Kabine. Den vergebenen Strafstoß in der 75. Minute mochte der Stürmer von Eintracht Braunschweig nicht kommentieren. Zuvor einer der Besten, hatte er mit seinem Fehlschuss Braunschweig um den vierten Sieg im fünften Saisonspiel gebracht. Das 1:1-Unentschieden gegen Erzgebirge Aue dämpft die Euphorie, die rund um den Aufsteiger herrscht.

Die liegen gelassenen Punkte ändern allerdings nichts daran, dass die Eintracht gut in die Saison gestartet ist und mit zehn Punkten Anschluss an die Tabellenspitze hält. Manch einer mag nach zwei Siegen zum Saisonauftakt gehofft haben, das Märchen würde weitergehen. Die Eintracht war es nach ihrer furiosen Aufstiegssaison nicht mehr gewohnt, zu verlieren. Doch dann kam Bayern München und führte die Hausherren im Pokal vor und sechs Tage später gab es gleich die nächste Schlappe gegen Ligakrösus Eintracht Frankfurt. Der Zauber der Heimstärke war gebrochen.

In Karlsruhe fand die Eintracht vor zehn Tagen zum Erfolg und die Stadt zur Euphorie zurück. „You will never walk alone“ schallte es Minuten lang vor dem Anstoß gegen Aue durchs gelb-blaue Rund. Keiner saß, selbst die feinen Herren auf der Haupttribüne hatten sich erhoben.

Der Funke sprang auf die Mannschaft von Trainer Torsten Lieberknecht über. Engagiert und zielstrebig spielte sie nach vorne und ließ sich auch durch den Ausfall von Damir Vrancic nach gerade mal zwei Minuten nicht aus dem Konzept bringen. Der Mittelfeldstratege musste wegen einer Platzwunde am kahlgeschorenen Kopf zehn Minuten lang in der Garderobe gepflegt werden. Als er mit einem Turban für kurze Zeit aufs Feld zurückkehrte, hatte Kapitän Dennis Kruppke bereits die Führung erzielt.

Braunschweig war auf dem besten Weg, Erzgebirge Aue zu überrennen. Kumbela und Kruppke aber verpassten das zweite Tor. Völlig aus dem Nichts gelang Aues Jan Hochscheidt nach einer halben Stunde durch einen unhaltbar abgefälschten Distanzschuss der Ausgleich.

Die spielerisch bescheidenen Sachsen verstrickten die Braunschweiger nun in Gehässigkeiten und brachten sie damit aus dem Konzept. Das Spiel wurde ruppig, viele Zweikämpfe bewegten sich am Rande der Legalität. Schiedsrichter Christian Bandurski war gefordert, entschied jedoch in allen kniffligen Situationen richtig. So auch eine Viertelstunde vor Schluss, als er nach einem Foulspiel an Mirko Boland auf den Elfmeterpunkt zeigte. Doch Kumbela versagten die Nerven.

“Wir haben heute den Sieg verschenkt“, sagte Eintracht-Mittelfeldspieler Nico Zimmermann. Torhüter Daniel Davari pflichtete ihm bei: „Wir hätten das Spiel gewinnen müssen.“

Die Punkte würden sie sich nun am kommenden Sonntag zurückholen, sagte der 23-Jährige. Dann ist der FC St. Pauli zu Gast in Braunschweig. Der Eintracht dürfte diese Partie den Weg weisen: Gewinnt sie, setzt sie sich an der Spitze fest. Bei einer Niederlage ist eine Saison im Tabellenmittelfeld zu erwarten. Für den Tabellenkeller scheinen die Löwen zu stark. Und das ist für einen Aufsteiger ja schon einiges. DENNIS BÜHLER