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Archiv-Artikel

„Wir sind das Bauernopfer“

PROTEST Hochschul-Studierende wollen Schließung zweier Studiengänge verhindern

Von jpb
Lisa Mahnke

■ 24, studiert im 7. Semester des Internationalen Studiengangs Journalistik an der Hochschule Bremen.

taz: Frau Mahnke, blockieren Sie heute die Sitzung des Akademischen Senats (AS) der Hochschule?

Lisa Mahnke: Nein. Auch wenn der heute über die Schließung der Studiengänge Journalistik und Volkswirtschaft entscheidet, fehlt uns dafür die Masse. Wir organisieren daher vor Ort eine Demonstration.

An der Uni wollen die Studierenden die AS-Sitzung am Mittwoch verhindern…

Da werden wir dabei sein. Gegen die geplanten Kürzungen auf Grund des Wissenschaftsplans 2020 demonstrieren wir solidarisch. Gestern haben wir mit einem Trauermarsch unsere Protestwoche gestartet. Wir wollen öffentlichen Druck erzeugen und die AS-Mitglieder überzeugen, keinen Studiengang zu schließen. Unter dem Facebook-Hashtag „Brandtanschlag“ berichten wir über die Protestwoche.

Halten Sie die Protest-Mottos „Trauermarsch“ und „Brandtanschlag“ für angemessen? Wenn sich ein Angebot für die Bildungselite verringert ist das doch etwas anderes als ein brennendes Flüchtlingsheim…

Die Assoziation ist nicht gewollt. Es ist symbolisch gemeint: Erst werden diese Studiengänge zu Grabe getragen, dann kommen die nächsten. „Brandtanschlag“ ist ein Wortspiel mit dem Namen von Bildungssenatorin Quante-Brandt.

Braucht man wirklich einen Studiengang für Journalistik?

Ja. Vergleichbare Studiengänge gibt es wenige in Deutschland. Wir haben im Gegensatz zu Universitäten einen größeren Praxisbezug. Für mich war es die beste Entscheidung. Ich werde als Allrounder im Print, Online, TV und Radio ausgebildet, muss ins Ausland, lerne etwas über Medienökonomie und Medien-Ethik. Der Studiengang ist deutschlandweit bekannt. Ohnehin hätte die Schließung keine inhaltlichen Gründe.

Sondern?

Journalistik ist ein unwirtschaftlicher Studiengang. Deshalb wurde zum Beispiel geprüft, unter welchen Studiengängen Kooperationen möglich wären. Bei uns geht das nicht. In der Stellungnahme des Fakultätsrates stand, dass es für die Journalistik keinen inhaltlichen Grund zur Kürzung gäbe. Trotzdem soll nun heute darüber abgestimmt werden. Wir sind das Bauernopfer einer falschen Bildungspolitik. Interview: jpb

AS-Sitzungen & Protest: Heute, 13.30 Uhr, Hochschule Bremen, Flughafenallee 10; Mittwoch, ab 8.30 Uhr, Uni Bremen, im GW2, Raum B 3009