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Archiv-Artikel

BVG trällert Arien

Obdachlose sollen mit Klassik aus U-Bahnhöfen geekelt werden. Flächendeckende Videoüberwachung geplant

Die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) wollen Obdachlose und Drogenhändler künftig mit klassischer Musik aus ihren U-Bahnhöfen vertreiben. „Damit soll das subjektive Sicherheitsgefühl unserer Fahrgäste erhöht werden“, sagte BVG-Sprecher Klaus Wazlak am Freitag. Erfahrungen in Hamburg oder München zeigten, dass eine dezente Dauerbeschallung „unliebsamen Personen“ so auf die Nerven gehe, dass sie die U-Bahnhöfe verließen.

Noch in diesem Jahr soll das Experiment auf zwei Linien starten – Punks und Obdachlose sollen also raus in die winterliche Frische. Außerdem will die BVG ab 2008 alle 170 U-Bahnhöfe in der Hauptstadt für zwei Millionen Euro mit neuer Videotechnik ausstatten.

Aus den Lautsprechern auf den U-Bahnsteigen solle dann künftig „Gedudel auf hohem Niveau“ erklingen, sagte Wazlak. Geeignet seien etwa leichte Stücke von Wolfgang Amadeus Mozart oder Gioacchino Rossini. Auf welchen Linien die Musik eingesetzt werden soll, sei aber noch nicht entschieden. Auch stünden die Kosten noch nicht fest. „Es kann aber nicht so teuer werden“, sagte der Sprecher. Wazlak kündigte an, dass im Winter bei Frost Obdachlose weiterhin U-Bahnsteige zur Übernachtung nutzen könnten. „Da sind wir sozial.“ Im Winter würden nachts drei U-Bahnhöfe geöffnet, um dort Obdachlosen Schutz vor kalten Temperaturen zu gewähren.

Nach Angaben der BVG soll auch mit der geplanten, flächendeckenden Videoüberwachung die Sicherheit der Fahrgäste erhöht werden. Zurzeit würden nur die Bilder von Stationen der U 2, U 6 und U 8 aufgezeichnet. Im vergangenen Jahr registrierte die Berliner Polizei nach einem Pressebericht im Nahverkehr 22.400 Straftaten.

Der innenpolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Frank Henkel, begrüßte die angekündigte Ausweitung der Videoüberwachung. „Das wäre ein Schritt hin zu mehr Sicherheit im öffentlichen Personennahverkehr.“ Seine Fraktion werde sich auch weiterhin für den Einsatz von Kameras auf gefährdeten Plätzen einsetzen. DPA