: Jetzt auch mit Ausländern
FESTIVAL Das Übersee-Festival wird international: The Sea kommen aus Großbritannien. Die meisten Bands sind aber nach wie vor aus Bremen und umzu. Der Eintritt ist frei
von Andreas Schnell
Es mag ehrenwert sein, das letzte Open-Air-Festival der Saison zu veranstalten – aber es kann ein wenig unerfreulich werden. Im letzten Jahr kam am Alten Zollamt dank brennender Mülltonnen und natürlich auch einiger Bands zwar eine nicht ganz reizlose nordisch-trotzige Party-Stimmung auf, die vom postindustriellen Ambiente der Überseestadt gewiss profitierte, aber ganz ehrlich: Open-Air-Konzerte sind einfach besser, wenn niemand frieren muss.
Dafür stehen die Chancen eigentlich ganz gut, wenn morgen das in diesem Jahr erstmals im August stattfindende Übersee-Festival eröffnet wird, das in diesem Jahr mit einer weiteren Premiere aufwartet: Mit dem britischen Duo The Sea begrüßt das Übersee-Festival erstmals internationale Gäste.
The Sea reichern schweren Rock mit kräftigem Blues-Einschlag an und provozierten Musikjournalisten zu Vergleichen und Verweisen mit und auf beinahe alles, was in diesem Sinne Rang und Namen hat: von Hendrix, MC5 und Led Zeppelin über Queens Of The Stone Age bis zu den White Stripes.
Davor heißt es aber zunächst, sich von dem Bremer Musiker Samote mit Reggae und Soul ganz weich einzugrooven. Der eröffnet das Programm mit ruhiger Hand, bevor dann die gelegentlich etwas zum Übermut neigenden „Live In Bremen“-Gewinner 2010 mit dem, den bandeigenen Humor schon andeutenden Namen Fucking In Champagne aufspielen. Der erwähnte Übermut führt zwar regelmäßig zu albernen Ansagen und Interviews, wird aber immer wieder auch in den kreativen Prozess eingespeist, bei dem dann ziemlich clevere Songs entstehen, die zeitgemäße Rock-Härte mit bemerkenswerten rhythmischen Finessen verbinden.
Nach dem Auftritt von The Sea beschließen die Kleinstadthelden den ersten Teil des diesjährigen Übersee-Festivals. Die bekennenden Osterholz-Scharmbecker konnten zwar die Reihe tendenzieller Bremer Schiffbrüche bei Stefan Raabs Bundisvision Song Contest nicht unterbrechen, haben sich aber mit ihrem unprätentiösen Indie-Rock durchaus ein Publikum erspielt, dass sie regelmäßig aus der heimischen Kleinstadt führt.
Am Samstag gibt es dann schon am Nachmittag eine Nachwuchsparade. Ab 15 Uhr treten Brian Commonwealth, 4 My Evidence, Friday Night Score und Watch Out Stampede! auf. Letztere machten unlängst im Vorprogramm von A Wilhelm Scream einen guten Eindruck und dürfen getrost zu den lokalen Hardcore-Hoffnungen gezählt werden.
Danach geht es weiter mit Play The Seeds, Josh Ottum und Coffee, bevor mit De Fofftig Penns eine der originellsten Bands der Bremer Szene auf der Bühne steht. Musikalisch orientieren sie sich ungefähr an dem, was derzeit vor allem auf dem Audiolith-Label Furore macht: treibender Elektro-Clash mit HipHop-Einflüssen, hier aber mit plattdeutschen Texten versehen.
Als Hauptattraktion ist das Jeans Team aus Berlin gebucht, das seit Mitte der 90er Jahre Techno-Techniken mit dem Prinzip des Pop-Songs verbindet und trotz deutscher Texte auch international gern gesehen wird. In ihrer Musik schwingt neben dem Offensichtlichen (Kraftwerk, DAF) etliches mit: Die Stoik einer Band wie Neu!, der Kölner Elektronik-Sound der 90er, ein Hauch Hamburger Schule und noch einiges mehr.
Zwar war es zuletzt ruhiger um vor einigen Jahren zum Duo geschrumpfte Band geworden. Das letzte Album. „Kopf auf“, veröffentlicht auf dem nicht mehr aktiven Label Louisville Records, erschien schon 2006. Taz-Autor René Martens befand allerdings nach einem Auftritt des Jeans Teams im vergangenen Sommer: „Sie können es noch.“
■ Freitag ab 19 Uhr, Samstag ab 15 Uhr, Altes Zollamt, Am Hansator