Spandauer Wasserfreunde für Deutschland

Beim Weltfinale wollen sich die deutschen Wasserballer für Olympia qualifizieren. Die Konkurrenz beim Turnier in Prenzlauer Berg ist groß. Doch die Spieler fühlen sich zu Hause. Die meisten kommen vom Rekordmeister Spandau

Es ist laut in der Schwimm- und Sprunghalle im Europapark. Wasserball-Bundestrainer Hagen Stamm schreit seinen Spielern Anweisungen entgegen, seine Augen leuchten: „Das Turnier ist ein Riesenevent. Seit der Europameisterschaft 1989 in Bonn gab es in Deutschland keinen Wasserballwettkampf mit so einer Top-Besetzung.“

Hagen Stamm ist nicht nur Bundestrainer, sondern auch Präsident des Traditionsvereins Wasserfreunde Spandau 04. Er freut sich auf das morgen beginnende World Series Turnier der Wasserballer. Acht der weltbesten Mannschaften spielen um ein Olympiaticket, nur der Sieger fährt nach Peking. Für die deutsche Mannschaft ist es die drittletzte Chance, um sich noch die Teilnahme an den Sommerspielen 2008 zu sichern.

Wichtig wird bei diesem Vorhaben die Form der Lokalmatadoren aus Spandau sein, sie stellen mit 8 von 15 Spielern mehr als die Hälfte der deutschen Nationalmannschaft. „Vor heimischer Kulisse zu spielen, ist ein besonderer Anreiz“, sagt Moritz Oeler. Der erst 21-Jährige Student gewann dieses Jahr mit den Wasserfreunden den deutschen Meistertitel und will natürlich nach Peking: „Wir dürfen vor den großen Nationen keine Angst haben, wenn man zu viel Respekt hat, schafft man es nicht, man hat dann schon verloren.“

Er muss es wissen. Mit dieser Einstellung hat Oeler 2006 mit dem SV Cannstatt etwas Ungewöhnliches geschafft: den Gewinn der Deutschen Meisterschaft. Denn die Bundesliga wird von Spandau 04 dominiert: 27-mal Meister, 24-mal Pokalsieger, viermal Europapokalsieger. Das ist die beispiellose Bilanz der letzten 29 Spielzeiten. Nur zweimal war Spandau nicht ganz vorne. Dabei hat der Verein nicht mehr Geld hat als andere deutsche Topteams. Nicht einmal der Trainingsaufwand ist höher.

„Es ist die Betreuung, das Zwischenmenschliche, was uns so stark macht, wir sorgen uns um persönliche Belange“, sagt Hagen Stamm zum Spandauer Erfolgsrezept. „Man fühlt sich direkt aufgehoben, für alle Probleme gibt es einen Ansprechpartner“, ergänzt Moritz Oeler. Diese gute Stimmung kommt natürlich auch der Nationalmannschaft zugute, die Spieler der anderen Bundesligisten werden reibungslos integriert.

Da ist es fast schade, dass sich bei normalen Bundesligabegegnungen nur 100 bis 1.000 Zuschauer einfinden, um den Wasserfreunden zuzuschauen. Damit wenigstens zu den Europapokalspielen ein ansehnliches Publikum kommt, werden die Partien zum Event ausgebaut – und in ein festlichen Essen am Beckenrand integriert.

Auch ein bisschen mehr Konkurrenz in der Bundesliga wäre wünschenswert. Der letzte Erfolg im Europapokal datiert aus dem Jahr 1988. Deshalb meint auch Stamm: „Ich freue mich immer über die gute Entwicklung von deutschen Mannschaften, Konkurrenz belebt das Geschäft.“

Die ist letztes Jahr aber wieder kleiner geworden. Meister Cannstatt musste seine Mannschaft nach dem Titel abmelden, es fehlte Geld. Andere Mannschaften wie der diesjährige Vizemeister Duisburg setzen sich nur zum Ziel, ein Spiel pro Saison gegen Spandau zu gewinnen.

Da ist es nur zu verständlich, wenn Stamm meint, es könne ruhig mal ein anderer Verein deutscher Meister werden. Auch wenn er gleich ergänzt: „Aber wir sind ja Sportler, wir treten doch ein Spiel nicht mit der Absicht an, es zu verlieren.“ Robert Rist

Das World League Finale der Wasserballer beginnt morgen um 16 Uhr mit der Vorrundenpartie USA gegen Serbien. Deutschland spielt um 19 Uhr gegen Kanada. Das 8-Mannschaften-Turnier endet am Sonntag um 15 Uhr mit dem Finale. Alle Spiele finden in der Schwimmhalle an der Paul-Heyse-Straße 26 in Prenzlauer Berg statt. Ein Tagesticket für je vier Spiele kostet 7,50 Euro