Kunstrundgang : Andrea Edlinger schaut sich in den Galerien von Berlin um
Ralph Meiling könnte sich mit seinen Fotos durchaus gute Chancen als Kameramann bei einer Stephen King-Verfilmung ausrechnen. Was seine Fotografien verbindet, ist ihre Ahgressivität: Mal blickt einen ein demoliertes Clownsgesicht an, mal eine junge Frau mit aufgerissenen Augen, die als Carrie in der King-Verfilmung durchgegangen wäre. Andere Bilder zeigen fragmentierte Körper oder ziehen den Blick in die Tiefe eines weit-geöffneten Mundes. Dazwischen: ein junger Soldat in Wehrmachtsuniform: Als Vorlage dienten dem Fotografen, Kameramann und Ex-Model alte Fotografien aus dem Schuhkarton seines Großvaters. Einige Motive hat Meiling nachgestellt, neu inszeniert und fotografiert. Die verstörenden Arbeiten hängen nun streng geordnet in zwei Reihen mit je fünf Bildern an der weißen Wand der Galerie beat, als Teil der Ausstellung „Summerbeat.07 – Berliner Fotografien“. Im Nebenraum hat die Schweizer Künstlerin Ester Vonplon ihren Fotoarbeiten verschnörkelte Rahmen verpasst und sie auf roter Wand kreuz und quer gehängt, als seien sie Städte auf einer Landkarte. Vonplons Fotos entstanden auf ihren Reisen nach Paris, Moskau oder Zürich und ihre Bilder verströmen den nostalgischen Geist des Reisenden: Lichtstreifen ziehen sich über die Aufnahmen, die Vonplon aus dem Zug, Bus oder Schiff geschossen hat. Die Orte scheinen dahinter zu verschwinden. Anders bei Sandra Senn, die in der Gruppenausstellung „Reale und konstruierte Orte“ der Galerie Heckenhauer vertreten ist. Ihre am Computer retuschierten Aufnahmen von Landschaften und Bauten erkennt man sofort und hält sie bereitwillig für echt. Erst im Nachhinein fragt man sich, wie der Swimmingpool ins Eismeer kommt oder wie die graue Lagerhalle so einstürzen konnte, dass sie aussieht wie ein erlegter Dinosaurier.
„Summerbeat.07 – Berliner Fotografien“: bis 1. 9., Mi.–Sa. 13–19 Uhr, beat. Galerie für zeitgenössische Kunst, Schlegelstr. 31 „Reale und konstruierte Orte“: bis 14. 9., Di.-Sa. 12–18 Uhr, 18. 8. bis 4. 9. n. Vereinbarung, Galerie J. J. Heckenhauer, Brunnenstr. 153