RISSE AM HOLOCAUSTMAHNMAL – EINE BRÜCHIGE GESCHICHTE

Die Risse im Beton von ungefähr 400 der 2.711 Stelen des Holocaustmahnmals lassen sich nicht länger schönreden. Trotzdem beschwichtigt Uwe Neumärker, der Geschäftsführer der Holocaust-Mahnmals-Stiftung: Die Haarrisse entstünden in den ersten Jahren nach Fertigstellung, weil Beton arbeitet. Auswaschungen durch den Regen ließen die Schäden größer erscheinen, als sie seien. Die Risse seien meist nicht breiter als 0,1 Millimeter. Bis 0,15 Millimeter liege der Schaden im Bereich der vertraglich festgelegten Rissetoleranz. Schon vor einem Jahr waren die Risse in den Schlagzeilen. Allerdings redete man damals nur von ein paar Dutzend betroffener Stelen und betrieb Schadensforschung. Mittlerweile immerhin wird Handlungsbedarf gesehen.

Mit dem Architekten Peter Eisenman und der TU Berlin wurde ein Verfahren entwickelt, die Risse mit Kunstharzinjektionen zu kitten. Weniger als 1 Million Euro soll das kosten.

„Im Eisenman’schen Verständnis könnte man mit der Verwitterung leben“, sagt Neumärker. Die öffentliche Meinung indes tut sich damit schwer. Liegt es daran, dass die Risse das brüchige Verhältnis der Deutschen zur Geschichte sichtbar machen? WS
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