: Mit Gans und ganz, ganz, ganz viel Herz
FESTSCHMAUS Frank Zander lädt am Montag zum 20. Mal zum alljährlichen Weihnachtsessen für Obdachlose und Hilfsbedürftige ein
VON JASMIN ROSTAM
2.800 Gänsekeulen, 6.000 Knödel und 500 Kilogramm Rotkohl – das klingt nach einem wahren Festtagsschmaus, der wohl mehr als nur eine Großfamilie satt machen könnte. Genauer gesagt sind es fast 3.000 Menschen, die sich am Montag zwei Tage vor Heiligabend im Hotel Estrel an diesem weihnachtlichen Mahl erfreuen können. Einmal jährlich veranstaltet Frank Zander sein Weihnachtsessen für Obdachlose und Bedürftige, dieses Jahr schon zum 20. Mal.
Bereits am Mittwoch waren die kostenlosen Einlassbändchen in der zentralen Beratungsstelle für Wohnungslose in der Levetzowstraße nach nur wenigen Stunden verteilt. Eine lange Schlange vor der Ausgabestelle zeigte deutlich, wie beliebt das alljährliche Essen ist. Spricht man mit Menschen, die sich eines der begehrten Bändchen sicherten, wird klar: Frank Zander ist ein Held. „Ich fand sein Engagement schon immer toll, auch als ich noch einen Job hatte“, sagt Namensvetter Frank, der seit drei Jahren am Essen teilnimmt. „Hut ab vor dem, was Zander hier jedes Jahr auf die Beine stellt!“
Ramona Bloedow war extra früh gekommen, um sich auf jeden Fall ein Eintrittsbändchen zu sichern. Das Fest sei für sie seit sechs Jahren zu einem Ritual geworden: „Ich mag die familiäre Atmosphäre. Man trifft immer wieder Leute, die man kennt und kann sich austauschen.“ Das absolute Highlight sei natürlich das gute Essen, erzählt auch Leonie, die seit drei Jahren dabei ist. „Letztes Jahr hat mir Frank Zander meinen Teller sogar persönlich serviert.“
Auch ein Friseurteam ist da
Den Gästen wird jedoch mehr als nur ein Weihnachtsmahl geboten. Ein Friseurteam wird kostenlos Haare schneiden. Zahlreiche Firmen steuern wie jedes Jahr Sachspenden bei: Handschuhe, Schlafsäcke, Lebensmittel, warme Kleidung, Tierfutter – hier geht jeder mit vollem Magen, aber niemand mit leeren Händen nach Hause.
Frank Zanders Sohn, Marcus Zander (46), ist als Organisator seit dem ersten Fest im Jahr 1995 dabei. Sein Vater habe ihn schon im Alter von fünf Jahren mit zur Bahnhofsmission genommen: „Komm Junge, wir geben denen erstmal etwas, bevor wir uns selber den Bauch mit Gänsebraten vollschlagen und davon Sodbrennen bekommen“, habe sein Vater schon damals gesagt.
Auch nach mittlerweile 20 Jahren sei die Euphorie über die glücklichen Gesichter, in die man bei der Veranstaltung schaut, ungebremst, berichtet der Sohn. Frank Zander bemühe sich auch nach wie vor, jeden einzelnen Gast persönlich mit Handschlag zu begrüßen. Das sei mit den Jahren natürlich schwieriger geworden, weil sich die Veranstaltung immer mehr vergrößert hat. Er gebe aber weiterhin sein Bestes.
Auch 2014 sind wieder prominente Unterstützer dabei, die Gänsekeulen servieren oder für Unterhaltung sorgen. Jürgen Drews, Nina Hagen, Gregor Gysi oder Wolfgang Lippert sind nur einige der bekannten Namen, die sich angekündigt haben.
Vorbild für andere Städte
„Es ist und bleibt für uns eine Familienveranstaltung“, sagt Marcus Zander, „trotz der Größe“. Was ihn und seinen Vater nach all den Jahren immer noch antreibt, sei die Dankbarkeit in den Augen der Leute. „Das tolle Gefühl gibt uns die Kraft, weiterzumachen.“
In anderen Städten wie Hannover und Leipzig gäbe es immer mehr ähnliche Veranstaltungen. „Es ist schön, dass wir als Vorbild dienen. Das zeigt uns, dass wir anscheinend alles richtig machen.“ Und ab und zu komme es vor, dass Menschen Frank Zander einfach mal 20 Euro als Spende für die Obdachlosen zustecken. „Sie wissen, dass es bei uns an der richtigen Stelle landet.“