… DIE OSTKREUZ-SABOTEURE? : Sich noch mal erklären
Es war ein kleines Feuer mit großer Wirkung: Als linke Militante im Mai am Ostkreuz einen Kabelbrand legten, stand der Zugverkehr der halben Stadt still, Fahrkartenautomaten und Telefonnetze fielen aus. Nun, drei Monate später, meldet sich das verantwortliche Klandestinkommando „Das Grollen des Eyjafjallajökull“ wieder mit einer mehrseitigen Rechtfertigungsschrift.
Interessant ist vor allem der Duktus des Schreibens, das sich offen aus dem viel beachteten Sabotagebüchlein „Der kommende Aufstand“ bedient. Doch während die Theorievorlage – und dessen Anregung, Mobilität in Metropolen lahmzulegen – feuilletonistisch bis hin zur FAZ anerkennend besprochen wurde, fand sich für die Praxis am Ostkreuz kein namhafter Verfechter.
Auch in der Rechtfertigung wird selbstkritisch bekannt: Der Anschlag blieb unverstanden. „Was die Vermittlung der Aktion angeht, hatten wir tatsächlich ein echtes Problem.“ Als misslungen will man die „soziale Sabotage“ aber nicht werten: Sie habe immerhin „die Unterbrechung des Trotts der Menschen im Dienste einer Hauptstadt“ vollzogen. Fragt sich, mit welchem Mandat man sich ermächtigt – gegen eine Klientel, um deren Sympathie man wirbt.
Übrig bleibt Sabotage um ihrer selbst willen. Denn die Aktion trifft keinen gesellschaftlichen Resonanzboden. Auf den Anschlag folgte kein Aufstand, sondern – nichts. KO Foto: dapd