: Lehrer gegen Tuch
KOPFTUCH-STREIT Dulsberger Lehrer wollen keine verhüllte Kollegin. Die Schulbehörde hält sich raus
Wilfried Vollstedt, Lehrer
Schüler mit und ohne Migrationshintergrund, Mädchen mit und ohne Kopftuch lernen in der Stadtteilschule Alter Teichweg gemeinsam. Ganz so, wie es die Schule in ihrem Leitbild formuliert hat: „Eine von Toleranz und Solidarität bestimmte Klassen- und Schulgemeinschaft“. Aber nun kritisiert ein Teil des Lehrerkollegiums das Tuch auf dem Kopf einer Aushilfslehrerin. Muska N. unterrichtet seit zwei Wochen Spanisch und Englisch an der Stadtteilschule in Dulsberg – mit Kopftuch und einem Gewand, das nur Gesicht und Hände sichtbar lässt. Laut Schulbehörde wartet sie zurzeit auf einen Referendariatsplatz.
„Das Kopftuch vermittelt die Botschaft, dass die Frau eine untergeordnete Stellung hat“, sagt der Lehrer Wilfried Vollstedt dem Hamburger Abendblatt. „Viele Schüler wachsen ohnehin in einem Elternhaus auf, wo sie das lernen. Das dürfen wir in der Schule nicht noch verstärken.“ Die übrige Lehrerschaft versuche, den Kindern das Prinzip der Gleichberechtigung verständlich zu machen; die Aufmachung von Muska N. stehe im Gegensatz dazu. Inzwischen schweigt das Kollegium – auf Geheiß der Schulleiterin Beate Bergemann. „Personalfragen regeln wir ab jetzt intern“, stellt sie der taz gegenüber klar.
Auch wenn sich die Gemüter innerhalb der Schule erhitzen, die Schulbehörde sieht den Streit gelassen. „Wir sehen bisher keinen Anlass, in dieser Hinsicht etwas zu unternehmen“, sagt deren Sprecher Peter Albrecht. Er hoffe weiterhin auf die „gute Tradition, dass in Hamburg jede Schule über das Kopftuch-Thema selbst entscheidet“. Im übrigen sei die Lehrerin nicht verbeamtet, also nicht durch einen staatlichen Erziehungsauftrag zu Neutralität verpflichtet.
Die Eltern haben bisher kein Problem mit dem Kopftuch angemeldet. Laut Elternrat kommt es ihnen in erster Linie auf die fachliche Arbeit an, und die mache die Aushilfslehrerin ordentlich. EMS