Es ist der blanke Horror

TV ZDF zeigt mobbende Tennismütter (20.15 Uhr, „Bloß kein Stress“)

80 Minuten verzettelt, dann kommt der didaktische Holz- hammer

„Hier wird alles besser“, sagt Eva Heller (Katharina Wackernagel) zu Mann Jens (Fritz Karl) und den drei Kindern. Die Doppelhaushälfte ist renovierungsbedürftig und mit dem übergriffigen Socialising der neuen Nachbarn aus der anderen Haushälfte (Rike Schmid und Oliver Wnuk) stimmt etwas nicht. Aber man hat Kinder im gleichen Alter, die Männer sind Kollegen. Sachbearbeiter bei der Pro Securita. Den Job hatte Wnuk schon in der Comedy-Serie „Stromberg“. Einiges spricht also dafür, dass es sich bei dem Film um eine Satire handelt, die Tennismütter und Helikoptereltern aufs Korn nimmt.

Zum Beispiel VOSCHUMUSIFOBIA: „Vorschule mit musisch geprägter Fortbildungsagenda“. „Wir stellen die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft!“ Kindererzieher 2014, sie sitzen mit Eva auf Kinderstühlen und besprechen die Wettbewerbsfähigkeit ihres dreijährigen Sohns. Bizarr.

Aus der Scheinheiligkeit der Nachbarn wird bald Mobbing. „Ihr gehört nicht hierher!“, sagen sie. Will „Bloß kein Stress“ etwa ein Nachbarschafts-Horrorthriller sein? Als der Sohn der ehrgeizigen Nachbarn beim Vorlesewettbewerb zu stottern beginnt, empört sich Eva: „Hier geht es ja überhaupt nicht darum, dass die Kinder Spaß haben! Es geht doch nur darum, die Erwartungen der Eltern zu erfüllen! Oder sieht hier niemand, was dieser Druck mit den Kindern macht?!“

Autor Stefan Rogall und Regisseur Lars Jessen haben sich 80 Minuten lang verzettelt und müssen deshalb am Ende den didaktischen Holzhammer auspacken. Sie meinen es ernst mit ihrer Botschaft. Ist die verkündet, sitzen alle erlöst beim Stockbrot ums Lagerfeuer. Dieser Film ist ein Horrorthriller. Er war nur nicht so gedacht. JENS MÜLLER