POLITIK

sichtet die sozialen Bewegungen in der Stadt

JÖRG SUNDERMEIER

Heiligabend, die beiden Weihnachtsfeiertage und die oft arbeitsfreien Tage danach – da hört mitunter auch das politische Engagement auf, jedenfalls für kurze Zeit. Zwar wurde am 25. 12. vor 25 Jahren das Ehe- und Verbrecherpaar Elena und Nicolae Ceausescu erschossen, weswegen die taz seither auch „zwischen den Jahren“ erscheint, und auch andere Länder, Parteien und Organisationen nehmen keine Rücksicht auf die christliche Festtagsruhe, in Syrien und im Irak etwa wird der IS-Terror munter weitergehen, doch das wird selbst in den Fernsehnachrichten als Marginalie behandelt werden, es sei denn, es gibt doch noch ein paar spektakuläre Bilder. Aber was soll’s, hierzulande ist ja wirklich kaum jemand auf die Straße oder in die Vokü-Clubs zu bringen in diesen Tagen, die von Besuchen bei den Großeltern und Feierlaune einerseits und Erschöpfung vom Konsumterror und angesichts des schlechten Wetters andererseits dominiert werden. Viele gönnen ihrem kritischen Gemüt also eine Verdauungspause, einzig die Mahnwachen-Wahnwichtel werden wohl weiterhin für Putin und gegen die Invasion der Außerirdischen mit Liedern von Xavier Naidoo ansingen. Insofern ist es besonders hervorzuheben, wenn ein paar Aufrechte dennoch politische Veranstaltungen anbieten, und auch das geschieht in diesen trüben Tagen.

Am Montag etwa, wenn „Der lachende Mann“ von der Leinwand schaut, und das in der Lunte (Weisestraße 53, 20 Uhr). In dem Dokumentarfilm über den sogenannten Kongo-Müller, einen ehemaligen Wehrmachtsoldaten, der in den 60er Jahren in Afrika weiter abschlachtete, und das mit „reinem Gewissen“, wird zu sehen sein, wie sich die Leute ihres Rassismus nicht einmal bewusst sein und dennoch äußerst aggressiv vorgehen können. Parallelen zu heutigen Söldnern drängen sich zwangsläufig auf.

Am Mittwoch dann, am schönen Silvestertag, wird sich zunächst am S-Bahnhof Bornholmer Straße (15 Uhr) versammelt, um die unweit davon gelegene Justizvollzugsanstalt für Frauen in Pankow aufzusuchen, die nachmittägliche Demonstration soll allen dort Inhaftierten, besonders aber den aus politischen Gründen Malträtierten Kraft geben und Solidarität bekunden!

Just aus dieser Motivation heraus versammeln sich dann abends noch mal einige Leute, um vom U-Bahnhof Turmstraße (22. 45 Uhr) aus zur Justizvollzugsanstalt Moabit zu spazieren, auch hier wird Solidarität gezeigt. Diese Veranstaltung hat ja bereits eine gewisse Tradition. Dann geht das Jahr zu Ende, und im Januar erwachen alle aus dem Winterschlaf. Wir werden sehen, was das bringt.