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Archiv-Artikel

„Häufiger, als man denkt“

ALL Das Planetarium berichtet von Katastrophen und sagt, ob wir uns Sorgen machen müssen

Andreas Vogel

■ ist Leiter des Olbers-Planetariums der Hochschule Bremen.

taz: Was ist denn eine kosmische Katastrophe, Herr Vogel?

Andreas Vogel: All das, was das Leben auf der Erde oder die Erde als solche bedroht und in irgendeiner Form mit dem Weltraum zu tun hat. Das können nahe ausbrechende Supernovae sein, Asteroiden, die mit der Erde kollidieren, oder auch unsere eigene Sonne. Auch die wird uns eines Tages gefährlich werden.

Aber dauert das nicht noch unvorstellbar lange?

Da brauchen wir uns erstmal keine Sorgen machen. Die Sonne wird erst in vier bis fünf Milliarden Jahren zu einem roten Riesen. Und es wird auch noch ein paar hundert Millionen Jahre dauern, bis es auf der Erde ungemütlich wird.

Gibt es Asteroiden, die uns hier wirklich ernsthaft bedrohen?

Ja. Ganz große Einschläge kommen zwar nur alle hundert Millionen Jahre vor, kleinere Einschläge sind aber viel häufiger, als man denkt. Das hat man im vergangenen Jahr in Tscheljabinsk gesehen: Dort kam ein Brocken runter, der etwa 15 bis 20 Meter im Durchmesser hatte, aber für größere Schäden gesorgt hat. Das kann prinzipiell auch in Deutschland passieren. Sowas kommt etwa alle 100 Jahre vor. Man sollte den Himmel also im Blick behalten.

Könnte man überhaupt etwas gegen solche Einschläge tun?

Gegen die kleineren wahrscheinlich im Moment noch nicht. Das kommt auf den Zeitpunkt an, zu dem wir sie entdecken. Wenn das früh genug der Fall ist, also: viele Jahre im Voraus, dann könnte man versuchen, sie aus ihrer Bahn abzulenken. Da würde dann im Zweifelsfall schon ein kleiner Stoß reichen. So ein Brocken wie der von Tscheljabinsk ist für uns heute aber noch nicht auffindbar.

Was halten Sie davon, Asteroiden einfach zu sprengen? Im Kino funktioniert das ja schon.

Es gibt ernstzunehmende Wissenschaftler, die darüber nachdenken, Asteroiden mit nuklearen Sprengsätzen aus ihrer Bahn zu bringen. Sprengen ist aber keine gute Idee, sonst hat man es nachher mit Tausenden kleinerer Geschossen zu tun. Das wäre viel verheerender als ein einziger Brocken.

Werden wir je wirklich erfahren, ob so eine komische Katastrophe auch am Aussterben der Dinosaurier schuld war?

Mit letzter Sicherheit wohl nicht. Aber es spricht vieles dafür, zeitlich passt das extrem gut zusammen. Aber wir können froh um diese Katastrophe sein: Das Ende der Dinosaurier hat den Säugetieren den Weg geöffnet. Die Evolution ist danach mit hoher Geschwindigkeit vorangeschritten. Für uns war das ein Glücksfall.

Es ist also doch nicht alles schlecht an so einer kosmischen Katastrophe?

So kann man das sehen – zumindest rückblickend.

INTERVIEW: JAN ZIER

16 Uhr, Planetarium, Werderstr. 73