piwik no script img

Archiv-Artikel

Ein Klick mehr für den Datenschutz

INTERNET Wenn auf einer Webseite ein „Gefällt mir“-Button eingebaut ist, speichert Facebook viele Nutzerdaten. Der Heise-Verlag bietet jetzt eine Alternative an, die dem Datenschutz gerecht wird. Facebook gefällt das nicht

Wer etwas weiterempfehlen will, muss vorher nachdenken und zustimmen

VON BURKHARD SCHRÖDER

BERLIN taz | Wer sich im World Wide Web bewegt, findet immer öfter kleine Buttons. Darauf können die Surfer klicken und so zeigen, dass ihnen das, was sie gerade gesehen haben, gefällt und den Artikel so an ihre virtuellen Kontakte weiterempfehlen. Facebook oder andere Firmen wie Twitter dokumentieren so das vermeintliche gesunde Surf-Empfinden.

In Wahrheit werden dabei aber auch Internutzer ausspioniert, und zwar nicht nur die, die sich zum Klicken verführen lassen. Sondern alle, die gerade bei Facebook angemeldet sind und auf der Seite mit dem Button surfen. Davon leben Datenkraken wie Facebook und Co. Den deutschen Datenschützern gefällt das nicht – sie warnen und mahnen. Jüngst unternahm der schleswig-holsteinische Datenschutzbeauftrage Thilo Weichert den Vorstoß, Webseitenbetreibern die Einbindung des Facebook-Buttons zu untersagen. Allerdings stehen sie angesichts des Herdentriebs der Internetnutzer auf verlorenem Posten. Immerhin sind 750 Millionen Menschen im sozialen Netzwerk Facebook unterwegs.

Der Computerverlag Heise stemmt sich gegen die Macht des Faktischen und hat den strittigen Button jetzt umgebaut. Wer etwas weiterempfehlen will und somit eine Nachricht an die Facebook-Freunde schickt, muss vorher nachdenken und der Datenspionage zustimmen.

Heise macht das mit einem simplen technischen Trick. Der Original-Facebook-Button zum Empfehlen liegt physikalisch nicht auf dem Rechner, der den Artikel anzeigt, den man soeben rezipiert hat. Er wird vielmehr von den externen Facebook-Servern eingebunden. Der Button tut nur so, als gehöre er zu der Website, die man gerade anschaut. Facebook erhält nicht nur die URL-Adresse der Webseite, die soeben benutzt wurde, sondern auch Informationen darüber, wer das gerade getan hat, falls diese Person bei Facebook angemeldet ist. Die sozialen Netzwerke können so komplette Surfprofile erstellen und diese mit Profit weiterverkaufen. Das ist die Geschäftsidee.

Heise jedoch hat einen eigenen Button gebaut. Der ist der Facebook-Grafik täuschend ähnlich, liegt aber auf den Heise-Rechnern. Erst bei einem zweiten Mausklick wird man mit den Facebook-Computern verbunden und setzt sich den Risiken und Nebenwirkungen aus.

Dieses Vorgehen ähnelt dem Verfahren, das hierzulande vorgeschrieben ist, wenn jemand per SMS, Telefon oder E-Mail mit Werbung überschüttet wird. Die Endverbraucher müssen explizit zugestimmt haben. Wer erst „spammt“ und dem Empfänger mitteilt, er könne ja im Nachhinein abbestellen, verstößt nach der aktuellen Rechtsprechung gegen das Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb.

Facebook gefällt es nicht, dass der Heise-Verlag die Datenspionage unterläuft. Man drohte, es sei laut der Geschäftsbedingungen des Unternehmens untersagt, den strittigen Like-Button zum Weiterempfehlen nachzuahmen. Heise hat jetzt den Button grafisch so verändert, dass er nicht mehr mit dem Original zu verwechseln ist. Facebook gab Ende vergangener Woche daraufhin zähneknirschend zu, dass diese Lösung zwar nicht ideal sei, man aber damit leben könne.