: Sichere Zeiten
LITERATUR Eine Woche nach den NiedersächsischenMusiktagen setzt sich auch das Literaturfest Niedersachsen mit der Zeit auseinander
VON ROBERT MATTHIES
Einen streng kalkulierten Umgang mit Risiken und Ressourcen muss man von den Stiftungen einer Versicherungsgruppe und einer Sparkasse wohl erwarten: Thematisch folgt das Literaturfest Niedersachsen der VGH Stiftung auch in diesem Jahr den eine Woche zuvor eröffneten Niedersächsischen Musiktagen der Sparkassenstiftung – beide Festivals entstammen schließlich demselben Haus.
Gegenstand des zweieinhalbwöchigen Literaturfestes ist also „Die Zeit“, ein „wirklich zeitloses Thema“ natürlich, wie man von der Kultur- und Wissenschaftsministerin im Grußwort erfährt: „wenn man betrachtet, wie viele Literaten unterschiedlichster Epochen sich intensiv damit beschäftigt haben“. Allen voran selbstverständlich Marcel Proust, aus dessen monumentaler „Suche nach der verlorenen Zeit“ am Samstag im Worpsweder Rathaus gelesen wird. Während einer für das Literaturfest typischen Veranstaltung: Für die Lesung ist mit Heikko Deutschmann ein ebenso prominenter und gutaussehender wie Hörbuch-erfahrener Schauspieler verantwortlich, die Einführung stammt von Alfred-Kerr-Literaturkritik-Preisträgerin Ina Hartwig, vom Violinisten Ulf Schneider und dem dem Pianisten Jan Philip Schulze gibt es dazu „Meisterwerke der Zeitgenossen Prousts“, unter anderem Debussy, Ravel und Satie.
Unvermeidbar für ein Literatur-Festival über die Zeit ist naturgemäß auch die Lesung mit Günter Grass am Freitag in zwei Wochen in der Aula der Universität Göttingen. Der Literaturnobelpreisträger hat schließlich mit „Mein Jahrhundert“ vor zwölf Jahren die deutsche 20.-Jahrhundert-Kurzgeschichten-Rückblicks-Sammlung schlechthin geschrieben: ein paradigmatisches Zeit-Thema.
Und natürlich Uwe Timm am Mittwoch in der „Kunsthalle bei wein + ambiente hagen“ in Springe: vom „Die Entdeckung der Currywurst“-Autor gibt es eine Lesung nebst Diskussion mit dem Literaturkritiker Richard Kämmerlings über „Zeitsprünge – die Erinnerung in der Literatur“.
Insgesamt also bietet das Literaturfest Niedersachsen vor allem „Zeit zum Genießen“ – am Mittwoch und Donnerstag gibt es in Aselage-Herzlake und Bremen unter diesem Titel tatsächlich „literarische Köstlichkeiten“ inklusive Drei-Gänge-Menü, ausgesucht vom „Literatur-Gourmet“.
Aber für alle, die von Literatur mehr Kontemplation erwarten, gibt es ja noch das Buch ganz ohne kurzweiliges Drumherum für die schweigsamen Stunden allein, zeitlos gewissermaßen.
■ Niedersachsen und Bremen: Do, 8. 9. bis So, 25. 9., Programm unter www.literaturfest-niedersachsen.de