heute in bremen
: „Die verlieren mehr als nur Haare“

Ehrenamtliche Kosmetikerinnen zeigen krebskranken Frauen, wie sie sich schöner fühlen können

taz: Frau Feldmann, welche Erfahrungen machen Sie in den Kosmetikkursen?

Doris Feldmann: Krankenschwester in der onkologischen Tagesklinik Bremen-Nord: 99 Prozent der Teilnehmerinnen sind begeistert, weil sie lernen, mit einfachen Tricks ihre ausgefallenen Augenbrauen und Wimpern zu kaschieren oder wie sie ein Kopftuch so benutzen können, dass es nicht aussieht wie bei Hänsel und Gretel, sondern attraktiv.

Warum ist das so wichtig?

Das gibt ihnen das Selbstvertrauen, sich wieder nach draußen unter Menschen zu wagen. Sie fühlen sich ohne Haare entstellt und haben das Gefühl, jeder sieht ihnen die Krankheit sofort an. Eine Augenbraue gibt einem Gesicht seinen Ausdruck und wenn man die einfach mit einem Strich ersetzt, sieht das künstlich aus.

Sie machen sich also schöner, um anderen den Anblick zu ersparen? Wäre es nicht besser, offensiv damit umzugehen?

Dazu fehlt vielen gerade am Anfang der Krankheit der Mut. Die müssen sich erst einmal sich selbst stellen und sagen: „Das bin ich. So sehe ich jetzt aus.“ Jüngere Frauen sind oft etwas selbstbewusster, die setzen ihr Käppi oder ihr Tuch auch sofort ab, wenn die zu uns kommen.

Haben Männer es leichter?

Für einige ist es auch schwer, aber ein haarloser Mann wird eher toleriert als eine Frau. Ganz schlimm ist es für Frauen aus muslimischen Ländern: Dort sind Haare nicht nur ein Schönheitsmerkmal, sondern etwas sehr Erotisches. Die verlieren viel mehr als nur Haare. Interview: Eiken Bruhn

Anmeldung für die vierteljährlichen Kurse (kostenlos, keine Werbeveranstaltung): 6606-1051.