Sporttribunal abserviert

WILHELMSHAVEN-SIEG

Endlich hat der SV Wilhelmshaven Recht bekommen, vor einem ordentlichen Gericht und gegen einen scheinbar übermächtigen Gegner. Offiziell ist das zwar nur der Niedersächsische Fußballverband (NFV) – doch der fungiert in dieser Auseinandersetzung als Statthalter des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), der wiederum der Fifa als Handlanger dient, der Fédération Internationale de Football Association. Den auf Anweisung der Fifa vom NFV verhängten Zwangsabstieg des SV Wilhelmshaven aus der Regional- in die Oberliga und eine Geldstrafe hat das Bremer Oberlandesgericht am 30. Dezember für unwirksam erklärt.

Es hat damit bestätigt, dass der Amateurverein sich 2007 zurecht geweigert hatte, für den Spieler Sergio Sagarzazu 157.000 Euro an einen argentinischen Club zu überweisen. Der hatte das Geld als „Ausbildungsentschädigung“ verlangt – ganz in Übereinstimmung mit den Fifa-Statuten. Und ganz so, als habe er, weil Sagarzazu dort als Knabe trainierte, Rechte an dessen Person gewonnen.

Natürlich wird der NFV jetzt in Revision vorm Bundesgerichtshof gehen. Das erwarten der DFB und die Fifa von ihm. Schließlich hängt ja einiges für sie ab vom Urteil: Wie bereits das Münchner OLG vor einem Jahr hat sich nun auch das Hanseatische OLG geweigert, die Sport-Sondergerichtsbarkeit anzuerkennen, einschließlich der Autorität des internationalen Sportgerichtshofs CAS in Lausanne.

Das bereitet den Funktionären Sorge: „Wenn Streitigkeiten vor nationalen Gerichten verhandelt und unterschiedlich beurteilt werden, wird das weltweit anerkannte System des Sports außer Kraft gesetzt“, warnte DFB-Vizepräsident Rainer Koch gleich nach dem Urteil. Sportverbände aber fühlen sich in einer Sphäre jenseits der Rechtsstaatlichkeit wohler, als supranationale Eigenstaaten gleichsam, deren Regeln sich Vereine und Sportler dank des Monopols der Verbände unterwerfen müssen.

Diese Regeln – man denke bitte nicht an ein demokratisches Gesetzgebungsverfahren! – legen Sportfunktionäre fest. Das Verfahren ist selbstredend nicht öffentlich, die Schiedsrichter sind aus einem von den Verbänden gespeisten Pool zu wählen. Der aktuelle Präsident des CAS ist Australier. Für sein Amt hat er sich dadurch qualifiziert, dass er die Olympischen Spiele nach Sidney holte – unter anderem, indem er von afrikanischen Delegierten Stimmen zum Stückpreis von umgerechnet 30.000 Euro erwarb. Auch eine Möglichkeit, die Sache zu regeln.  BES