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Archiv-Artikel

Sieben der größten Adieus

SCHLUSS Eltern wollen nur das Beste? Das haben diese Kinder anders gesehen

VON EMILIA SMECHOWSKI

1. Der Ursprung des Vaterhasses Der Titan Kronos entmannt seinen grausamen Vater Uranos mit einer Sichel. Dessen Glied fliegt ins Meer, aus ihm wird die schöne Göttin Aphrodite geboren. Kronos wiederum bekommt mit seiner Schwester Rheia viele Kinder. Er verschlingt sie alle direkt nach der Geburt, denn es war ihm prophezeit worden, dass auch seine Kinder ihm gefährlich werden. Seine Gattin Rheia jedoch versteckt eins der Kinder in einer Höhle und lässt es von Nymphen großziehen: Es ist Zeus – der später seinen Vater in die Unterwelt stürzt. 2. Die Rache des Ungeliebten Er ist hässlich und nur der Zweitgeborene. Sein älterer Bruder wird von seinem Vater geliebt. Franz Moor aber will auch geliebt werden, und vor allem will er etwas erben, und was er nicht freiwillig bekommt, holt er sich mit Gewalt. Durch eine Intrige schafft er es, dass sein Bruder Karl vom Hof verbannt wird, er lässt den Vater im Wald in einen Turm sperren und erklärt ihn für tot. So hat es Schiller in „Die Räuber“ aufgeschrieben.3. Kein Geld für die Mutter „Nur wenn ich singe, fühle ich mich geliebt“, soll Maria Callas gesagt haben. Ihre ehrgeizige Mutter erkennt das Talent ihrer Tochter und schleppt sie mit acht Jahren zum Gesangsunterricht. Es folgen die größten Opernbühnen der Welt und Gagen von 100.000 Dollar pro Abend. Als die Mutter einen Anteil vom Erfolg will, schließt die Callas sie aus ihrem Leben aus. Ihre Bettelbriefe lässt sie bis zu ihrem Tod unbeantwortet.4. Das ewige Kind Auch Michael Jackson wird von seinem Vater gefördert und gefordert. Wenn der kleine Michael bei den „Jackson Five“ nicht spurt, bekommt er eins mit dem Gürtel übergezogen, irgendwann hat der Sohn so viel Angst, dass er brechen muss, wenn er seinen Vater sieht. Die Folge: Der spätere König des Pop soll seinen Vater in seinem Testament nicht bedacht haben. 5. Die Tochter auf Distanz Die französische Tennisspielerin Mary Pierce wird von ihrem Vater trainiert. Sechs bis acht Stunden am Tag, danach muss sie manchmal hinter seinem Auto her nach Hause laufen. „Marry, kill the bitch!“, ruft er ihr bei Turnieren vom Rang runter. Daraufhin erlässt der Tennisverband die „Jim Pierce Rule – die ihren Vater für fünf Jahre von allen offiziellen Turnieren ausschließt. Als er ihr in Rom auflauert und ihren Leibwächter verprügelt, verbietet sie ihm per Unterlassungsklage, sich ihr zu nähern. 6. Das Kokainmädchen Ihre Mutter lässt sie in einem Werbespot für Hundefutter auftreten, als Drew Barrymore elf Monate alt ist. Sie hat noch Größeres mit ihr vor. Der Durchbruch der Tochter kommt mit „E.T.“, Steven Spielberg wird ihr Patenonkel. Als sie 9 Jahre alt ist, fängt sie an zu rauchen, mit 11 Jahren trinkt, mit 12 kifft sie, mit 13 kokst sie und geht dann in eine Entzugsklinik. „Wir können zum jetzigen Zeitpunkt nicht Teil des Lebens der jeweils anderen sein“, so resümiert Barrymore ihre Beziehung zur Mutter im Jahr 2014. 7. Der Sohn des Kanzlers Als älterer Sohn steht Walter Kohl im Schatten seines Vaters – bis er 2011 ein Buch schreibt: „Leben und gelebt werden“. Darin beschreibt er seinen Vater Helmut Kohl als kalten Machtmenschen, der die CDU als seine wahre Familie sieht und zu Hause eigentlich nur zu Gast ist. Das Buch wird zum Bestseller. Als der Vater ein zweites Mal heiratet, bekommen die Söhne lediglich ein Telegramm. Daraufhin soll Walter Kohl ihn gefragt haben: „Willst du die Trennung?“ Der Vater sagte nur: „Ja.“