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Archiv-Artikel

1,3 Billionen Dollar zum Shoppen

China ist dabei, zu den großen internationalen Investoren aufzuschließen. Firmen und Banken und neuerdings auch ein Staatsfonds kaufen sich im Ausland ein

An seinem ersten Deal hatte der chinesische Staatsfonds bisher wenig Freude

PEKING taz ■ Mit einem chinesischen Kredit von einer Milliarde US-Dollar baut das westafrikanische Guinea einen neuen Staudamm. Im pakistanischen Gwadar beteiligt sich China mit rund 200 Millionen US-Dollar am Bau eines Tiefseehafens. Und im mecklenburgischen Parchim übernimmt ein chinesisches Frachtunternehmen für rund 100 Millionen Euro den Flughafen – drei beliebige Beispiele, die zeigen, dass China im Begriff ist, zu den großen internationalen Investoren aufzuschließen. Bis zum Jahr 2006 haben staatliche und private chinesische Unternehmen im Ausland rund 16,1 Milliarden US-Dollar investiert, davon rund 13 Milliarden allein in den letzten drei Jahren. Auf der Liste der Staaten mit den meisten Direktinvestitionen liegt China inzwischen an 13. Stelle.

Bereits solche Investitionen sorgen in Europa und den USA mitunter für Irritationen. Umso größer ist die Aufregung über die Gründung einer staatlichen chinesischen Investitionsgesellschaft. Dieser Fonds soll dafür sorgen, dass ein Teil der US-Dollars, Euros oder Yens, die jeden Monat hereinkommen, künftig in strategisch wichtige Objekte im Ausland investiert werden.

Dank der Exportüberschüsse verfügt China insgesamt über Währungsreserven von 1,3 Billionen Dollar, wovon ein großer Teil in US-amerikanische Staatsanleihen angelegt ist. Doch nun wurden 300 Milliarden in den Investmentfonds umgeleitet. Denn China will sich aus der Abhängigkeit vom Dollar lösen, um bei Währungsschwankungen nicht allzu große Verluste einzufahren. Mit diesem Kapitalvolumen gehört der chinesische Staatsfonds zu den größten der Welt. Die Manager des Fonds unterstehen, ebenso wie die Manager der Staatsunternehmen, der Kommunistischen Partei.

An seinem ersten Deal hatte der chinesische Staatsfonds aber bisher wenig Freude. Im Mai stieg der Fonds mit drei Milliarden Dollar beim US-amerikanischen Private-Equity-Unternehmen Blackstone ein, das seinerseits mit 4,5 Prozent an der Deutschen Telekom beteiligt ist. Seither ist der Aktienkurs kräftig gefallen – und Blackstone-Chef Stephen Schwarzman wurde schon zum Rapport bestellt.

Doch die Suche nach geeigneten Beteiligungen im Ausland geht weiter. Und daran beteiligen sich auch die großen chinesischen Staatsbanken. Weil ihre Aktienkurse beim Börsengang enorm in die Höhe schossen, schwimmen diese Staatsbanken in Geld. So erwarb die China Development Bank für 2,2 Milliarden Euro 3,1 Prozent der britischen Barclays Bank. Diesen Anteil würde die staatlich kontrollierte chinesische Bank gerne vergrößern. Nicht zuletzt wegen seiner zahlreichen Filialen in Afrika ist das britische Finanzhaus für die Chinesen besonders interessant.

Zugleich halten Firmen wie der staatliche Ölkonzern CNOOC weiterhin im Ausland nach Kaufobjekten Ausschau. So wollen die Chinesen in die ausländischen Märkte vordringen und gleichzeitig ihren riesigen Bedarf an Energie und Rohstoffen decken. So auch beim guineischen Staudamm: Als Gegenleistung für die Finanzierung hat sich China den Zugang zu den Bauxitreserven des Landes zusichern lassen. Bauxit wird für die Produktion von Aluminium gebraucht.

JUTTA LIETSCH