kabinenpredigt: Herthas Stars
Hertha konnte am Wochenende in Valencia einen internationalen Erfolg für sich verbuchen. Natürlich ist hier nicht von den Fußballprofis die Rede. Die weilten am Samstag in der Region Ostwestfalen-Lippe. Genauer gesagt, in der pulsierenden Metropole dieser Gegend: in Bielefeld. Und der Ausflug endete, wie auf dieser Seite zu lesen ist, im Debakel.
Die in Kiel lebenden Beachvolleyballerinnen Sara Goller und Laura Ludwig waren es, die an Spaniens Südostküste das internationale Renommee von Hertha aufpolierten. Überraschend wurden sie Vize-Europameister. Mit dem Hertha-Emblem auf ihren Bikinihöschen gelang ihnen dieses Jahr der internationale Durchbruch. Mittlerweile stehen sie auf Rang 7 der Weltrangliste. In Deutschland wurde Sara Goller vor kurzem zur Beachvolleyballerin des Jahres gewählt. Ihre Partnerin Ludwig landete auf Platz 3.
Seit November 2005 treten die beiden für Hertha an. Ein absoluter Glücksfall für den Club. Zumal sie nur eine kleinkarierte Vorschrift des Beachvolleyballverbands zu Hertha führte. Denn um überhaupt spielen zu dürfen, mussten sie bei einem Verein eingetragen sein.
Der Manager von Goller und Ludwig sprach in Berlin vor, und schnell wurde man sich einig. Hertha’s Präsident Bernd Schiphorst frohlockte damals: „Wir bekommen zwei hübsche Gesichter, die den Namen Hertha in ihrer Sportart in alle Welt tragen werden.“ Das sei ein Imagegewinn für beide Seiten, behauptete er.
Nun, der Beweis dafür blieb bislang aus. Gerade was die Profifußballer in diesem Jahr boten, könnte man aus der Sicht von Goller und Ludwig durchaus als imageschädigend betrachten. Während sich die Erfolge aufseiten der beiden Beachvolleyballerinnen unter ihrem Teamnamen „gollerplusludwig“ summierten, blieben die Leistungen von „götzminussimunicplusbastürkminushoeneßplusebertminusboatengpluspantelic“ ein Nullsummenspiel. Unterm Strich hat also Hertha mit der Aufnahme von Goller und Ludwig ein gutes Geschäft gemacht. Der Verein muss die beiden Frauen nicht einmal dafür entlohnen, dass sie an diesem Wochenende in Valencia für die einzig gute Hertha-Nachricht sorgten.
JOHANNES KOPP
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