: Die ganz, ganz große Friedrich-Soap
PREUSSEN Zu seinem 300. Geburtstag widmet Brandenburg dem „Alten Fritz“ ein Potpourri aus Events
2012 kann Potsdam ein ganzes Jahr lang nur das sein, was es eigentlich immer sein möchte: Geschichtsort, Residenz Friedrichs des Großen, politisches und geistiges Zentrum eines Staates, vor dem einst halb Europa zitterte. Viel Preußen-Hype ist ab dem 24. Januar zum Jubiläumsjahr anlässlich des 300. Geburtstags Friedrich II. angesagt.
Unter dem Titel „Friedrich 300“ nehme Potsdam das Jubiläum zum Anlass, um mit vielen Veranstaltungen an den „bedeutendsten preußischen König“ zu erinnern, sagte am Dienstag Brandenburgs Kulturministerin Sabine Kunst bei der Vorstellung des Programms. Friedrichs Leben und die „vielen historischen Zeugnisse“ sollen große Aufmerksamkeit erhalten. Anders gesagt: Man hat in Brandenburg gar keine Scheu vor zu viel Altem Fritz. Schließlich schwemmt die Marke mit jährlich mehreren Millionen Besuchern viel Geld in die Kassen. Und für 2012 erwartet Kunst noch „mehr spürbare Effekte für die Tourismusbranche“.
Im Rahmen der Musikevents, Tagungen und Veranstaltungen präsentiert die Stiftung Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg als „Hauptattraktion“ die Ausstellung „Friederisiko“ zur Person des Preußenkönigs (1712–1786). Das Potsdam Museum stellt in der Schau „Friedrich und Potsdam. Die Erfindung einer Stadt“ Baumeister und Planer der Zeit vor. Schließlich zeigen die Museen in Dahlem und am Kulturforum ab dem Frühjahr eine Ausstellung zum Thema „China und Preußen“ sowie eine Schau von Bildnissen Friedrichs.
Sie sei sehr glücklich, so Kunst, dass sich derart viele Institutionen aus Berlin und Brandenburg für das Jubiläum zusammengefunden hätten. Die ganze Friedrich-Soap kostet rund 6 Millionen Euro, davon flössen allein aus ihrem Haus rund 300.000, betonte die Ministerin.
Denen, die eine kritische Würdigung des Alten Fritz gefordert hatten, hielt Kunst entgegen, dass bei Gestaltung und Rezeption sehr wohl „darauf geachtet wurde, dass auch neu und anders über Friedrich nachgedacht wird“. Drei Ausstellungen widmeten sich sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Fragen – der Baukultur, der Landwirtschaft („Friedrich und die Kartoffel“) und dem Ausbau Preußens.
An den Kern traute man sich aber nicht: Vielleicht schafft Potsdam es ja zum 350. Geburtstag, auch die Politik und die Kriege des Alten als Schwerpunkt zu hinterfragen. ROLF LAUTENSCHLÄGER