: Cornflakes ziehen nach Süden
Eigentlich wollte Bürgermeister Böhrnsen gestern Vertretern des Konzern Kellogg’s ein Bekenntnis zum Standort Bremen und seinen Arbeitsplätzen abringen. Doch die sagten den Termin ab
VON EIKEN BRUHN
Unter dem Motto „No welcome to the jobkiller“ wollten gestern rund 100 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des Frühstücksflocken-Herstellers Kellogg’s gegen den geplanten Abbau von 160 Arbeitsplätzen am Standort Bremen demonstrieren. Doch der Protest lief ins Leere. Die beiden Herren aus der Europazentrale in Dublin, die Bürgermeister Jens Böhrnsen gestern Mittag zu einem Gespräch im Rathaus erwartet hatte, sagten ihren Ortstermin kurzfristig wieder ab.
Aus rein „terminlichen Gründen“, versicherte Böhrnsens Sprecher Hermann Kleen, er werte dies nicht als vorweggenommenes Gesprächsergebnis. Jetzt werde ein neuer Termin anberaumt, zur Not fliege Böhrnsen auch nach Dublin. „Der Senat wird alles unternehmen, die Arbeitsplätze hier in Bremen zu retten“, versprach Böhrnsen. Und: „Kellogg’s hat hier einen erstklassigen Standort, der eine hervorragende Gelegenheit bietet, sich weiter zu entfalten.“ Nach Angaben eines Unternehmenssprechers steht eine Firmenerweiterung nicht an. „Wir haben genügend Platz“, so Markus Dreissigacker. Womit Böhrnsen das US-amerikanische Unternehmen mit Produktionsstätten in 19 Ländern zum Bleiben überreden wolle, konnte sein Sprecher gestern nicht sagen. Er räumte ein, dass die Einflussmöglichkeiten der Politik beschränkt seien.
Wenig Hoffnung hat auch Dieter Nickel, Geschäftsführer der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG). Er glaubt, dass dies der Anfang vom Ende des Bremer Standortes sei. Zwar bleibe die Verwaltung der Kellogg’s Deutschland-Zentrale in Bremen, aber immerhin ein Drittel der Beschäftigten im Bereich Produktion müsse nach den jetzigen Plänen gehen, so Nickel. „Das, was dann noch bleibt, kann nicht mehr rentabel sein.“ Als schlechtes Zeichen wertet er auch die Weigerung des Unternehmens, den verbliebenen 420 Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen eine Beschäftigungsgarantie zu geben. „Da bewegt sich gar nichts“, sagte Nickel. Spielraum ist seiner Einschätzung nach höchstens noch in der Frage, ob wirklich 160 Leute gehen müssen oder ob es ein paar weniger sein dürfen.
Die Geschäftsführung wollte zu letzterem gestern mit Verweis auf die laufenden Verhandlungen mit dem Betriebsrat keine Stellungnahme abgeben. Am Donnerstag stehen weitere Gespräche an. Eine Jobgarantie könne man prinzipiell nicht geben, sagte Unternehmenssprecher Markus Dreissigacker. „Wer weiß, ob die Deutschen in zehn Jahren noch Kellogg’s essen.“ Derzeit gehe er davon aus, dass der Standort an sich erhalten bleibt, so Dreissigacker. „Wir werden den verteidigen.“ Zum Vorwurf der Gewerkschaft, Kellogg’s würde das Marketing in Deutschland vernachlässigen, wollte er sich nicht äußern.
Als Grund für den Arbeitsplatzabbau gibt der Konzern an, die Produktion dorthin verlagern zu wollen, wo sich Frosties und Co. am besten verkaufen: nach Spanien. Die Zahlen für Deutschland seien nicht schlecht, so Unternehmenssprecher Dreissigacker, aber die für Südeuropa seien eben besser.
Keine Rolle spielen offenbar die Pläne für die Überseestadt. Vor zwei Monaten, als die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen vom Arbeitsplatzabbau erfahren hatten, vermuteten diese, Bremen stecke mit Kellogg’s unter einer Decke – weil dann am Eingang zur neuen „Überseestadt“ besser Wohnraum geschaffen werden könne. Die Geräusche und Gerüche, die die Cornflakes-Fabrik produziert, könnten in einem Wohngebiet zu Problemen führen. Doch sowohl der NGG-Vertreter Nickel als auch Kellogg’s-Sprecher Dreissigacker winken ab. „Das ist kein Thema.“