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Archiv-Artikel

MUSIK

hört auf den Sound der Stadt

THOMAS MAUCH

War ja vor Kurzem wieder eine Zeitenwende. Nachdem dem Jahr 2014 endlich auch die allerletzten Tage ausgefallen waren, entschied man sich für einen kalendarischen Neustart. Frisch gezählte Gegenwart. Wobei das mit der Gegenwart doch auch nur eine Verabredung ist. Wenn zum Beispiel nur genug Menschen es wollen, könnte man durchaus noch einmal in das Jahr 1967 starten, musikalisch wenigstens, und bei My Expansive Awareness wäre man in dieser Angelegenheit mit vollem Herzen dabei: Hier hat man es nämlich mit einer Band zu tun, die es sich gar nicht verkneifen kann, wenigstens ein paar Melodiepartikel von „Tomorrow Never Knows“ von den Beatles ins eigene Werk zu mischen, und die sich am liebsten in einem Fummel zeigt, mit dem sie sich auch aufs Cover des allerersten Pink-Floyd-Albums hätte mogeln können. Bei My Expansive Awareness, der Band aus dem spanischen Saragossa, handelt es sich also um vollpsychedelische Popmusik. Und zwar durchaus mit Betonung auf dem Pop im Wort, so wie das ja beim allerersten Album von Pink Floyd war. Am Freitag spielt sie im Supamolly, zusammen mit den eleganten Berliner Neokrautrockern von Camera (Jessnerstr. 41, 21 Uhr).

Zwischendurch aber vielleicht eine kleine musikalische Bastelanleitung. Mit Krautrock. Einfach das Wort beharrlich hintereinandergesungen, in einer, sagen wir mal, siebenminütigen Repetition, dann langsam ausfaden … und schon hat man einen prima Krautrock-Track.

Damit ist man gleich gut vorbereitet auf das Konzert von Klaus Johann Grobe am Sonntag im Privatclub. Die kennen einen aparten Krautrock in der Discoszene, mit hübschen Kometenmelodien und dem auf der Autobahn ausgespielten feinmotorischen Antrieb, dass es nun wirklich keinen Grund mehr gibt, sehnsüchtig in Richtung Neue Nationalgalerie zu schielen mit den derzeitigen Konzerten von Kraftwerk dort. Die kann man derzeit kaum besser substituieren als mit dem Menschmaschinenduo aus der Schweiz (Skalitzer Str. 85–86, 20 Uhr, VVK: 12 €).

„Die Dinge von Gestern im Zeitgeist von Morgen“ ist übrigens das Motto von Klaus Johann Grobe, und in so einer Zeitenfolge mag man selbst den ollen Indierock frisch hören, der dann mit Tape Deck Mountain aus Brooklyn als bestens wattierte und mit Feedbacks angefütterte, immer angenehm träge Gitarrenmusik am Mittwoch in den Monarch kommt. Dazu gibt es die passenden im Säurebad eingelegten Marshmallow-Melodien, sodass es einem wieder ganz flirrend und bunt vor den Augen werden kann. Knallt gut. In etwa wie Dinosaur jr. als Shoegaze-Band. (Skalitzer Str. 134, 21 Uhr).

1967 wäre das natürlich der Megaknaller gewesen.