piwik no script img

Archiv-Artikel

„Keine Planungssicherheit“

MUSIKFÖRDERUNG Grüne besuchen auf ihrer „Kultour“ das Ensemble Resonanz im Bunker Feldstraße

Tobias Rempe

■ 43, Violinist, ist Geschäftsführer des Ensemble Resonanz, des künftigen Residenz-Ensembles der Elbphilharmonie.

taz: Herr Rempe, was werden Sie den Grünen, die heute zur „Kultour“ vorbeikommen, erzählen – außer, dass die derzeit regierende SPD alles gut macht?

Tobias Rempe: Es stimmt, wir haben bei der Einrichtung unseres neu eröffneten „Resonanzraums“ im Bunker Feldstraße viel Unterstützung erfahren – besonders von der Kultursenatorin. Aber die strukturelle Grundfinanzierung des Ensembles, die wir schon lange anmahnen, ist davon unberührt. Darüber zu reden lohnt sich immer.

Wie viel Subventionen bekommt das Ensemble?

Wir haben einen Haushaltstitel von 200.000 Euro jährlich. Dazu kommen 120.000 Euro Projektfördergelder aus der Kultur- und Tourismustaxe, die wir jedes Jahr neu beantragen müssen. Das zusammen erbringt aber keine Planungssicherheit für das Ensemble.

Für die Miete des neuen „Resonanzraums“ reicht es aber?

Dieses Projekt ist von der Grundfinanzierung des Ensembles getrennt. Für den bis 2023 gemieteten „Resonanzraum“ konnten wir eine Anschubfinanzierung für zwei Jahre einwerben. Danach wollen wir durch Vermietung und Vermarktung des Raums einen guten Teil der Betriebskosten selbst erwirtschaften.

Der Bunker Feldstraße wurde 1942 nach Plänen von Albert Speer, des Architekten Hitlers, gebaut. Fühlt sich Ihr Ensemble in solch einem Raum wohl?

In der Tat ist im Bunker Feldstraße erstaunlich wenig von der beklemmenden Aura geblieben, die so ein Gebäude haben kann. Das liegt wohl daran, dass er seit fast 70 Jahren zivil genutzt wird: Gleich nach dem Zweiten Weltkrieg sendete der NDR von dort, in den 70er-Jahren kam das Fotomuseum F. C. Gundlach hinein. Jetzt sind hier das „Uebel und Gefährlich“, das Webradio Byte FM, das Konservatorium. Die waren alle vor uns da, und dieser Widerspruch zwischen Bunker-Architektur und Kultur hat uns gereizt.

Das Vagabundieren gehörte lange zur Identität des Ensembles. Bedeutet ein auf zehn Jahre gemieteter fester Ort nicht Erstarrung, gar Verbürgerlichung der Clubkultur?

Für uns fühlt sich dieser Raum an wie ein Anfang, wie ein großes Versprechen – gerade, weil er sofort so gut angenommen wurde. Dieses Versprechen wollen wir jetzt einlösen. Das ist eine Aufgabe, an der wir sicher nicht erschlaffen oder erstarren werden.

INTERVIEW: PETRA SCHELLEN

Jens Kerstan und Christa Goetsch (Grüne) auf „Kultour“ beim Ensemble Resonanz: 20 bis 21 Uhr, Bunker Feldstraße