: Eine Katze ist keine Kaffeemaschine
ALG II-Empfänger, die ein Haustier halten wollen, stehen schnell vor finanziellen Problemen. Die entstehen nicht erst bei der Verpflegung: Bereits das Beschaffen eines Tieres aus dem Tierheim ist für ALG II-Empfänger kaum zu finanzieren
Für ALG II- Empfänger ist es ökonomisch kaum möglich, ein Haustier anzuschaffen und zu halten. Diese Erfahrung machte jüngst Sebastian Naumann*, der ALG II bezieht – und eine Katze haben wollte.
„Ich war im Tierheim Süderstraße“, berichtet Naumann, „doch die wollten 95 Euro Bearbeitungsgebühr für das Tier – soviel Geld kann ich mit Hartz IV nicht aufbringen.“ Er würde sich zwar einiges vom ALG II-Geld abknapsen, um das Tier zu ernähren, „aber 95 Euro auf einen Schlag“ sei zu viel. „Ich finde diesen Preis außerordentlich hoch“, wettert der Katzenfreund. „Jetzt bleibt das Tier im Tierheim eingesperrt“, sagt Naumann voller Unverständnis, „und die Verpflegung kostet das Tierheim viel Geld.“
Urte Hitzer, Tierärztin im Tierheim, weist die Kritik zurück. In der Gebühr sei immerhin eine zweiwöchige Garantie für ärztliche Behandlungen, eine vorherige medizinische Grunduntersuchung, Impfungen, eine Entwurmung und Entflohung enthalten. „Das ist für uns ein Kostenfaktor“, sagt die Hamburger Tierärztin. „Deshalb müssen wir den Preis nehmen. Die Katze bekommt man im Prinzip umsonst.“
Hitzer betont zudem, dass ein Tier ein „lebender Organismus ist und keine Kaffeemaschine“ sei. Wenn die Katze nach drei Wochen von einem Auto angefahren werde, müsse der Halter auch in der Lage sein, einen Tierarzt aufzusuchen. „Sonst ist das Tier wieder bei uns“, sagt Urte Hitzer. Sebastian Naumann kontert, er könne in einem solchen Fall „mit einem Tierarzt sicherlich eine Ratenzahlung vereinbaren“.
Das Argument von Naumann, dass im Internet Katzen für zehn Euro angeboten würden, lässt die Tierärztin nicht gelten. „Wir bekommen teilweise Katzen hier herein, die haben nie im Leben einen Arzt gesehen.“ Wer sich über das Internet eine Katze besorge, müsse nachher oft feststellen, dass diese nicht gesund sei. „Solche Katzen, die über das Internet angeboten werden, sind oft nicht geimpft und nicht entwurmt.“ Und wenn dann hohe Arztkosten anstehen würden, so die Ärztin, „landet das Tier auch bei uns“.
Das Tierheim habe vollstes Verständnis für sozial Bedürftige. Hitzer weist darauf hin, dass das Tierheim gerade für ALG II-Hundehalter, die sich die Registrierung nicht leisten können, eine „ganz günstige Chipaktion“ durchgeführt habe. „Auch Hunde von Obdachlosen werden bei uns im Tierheim kostenlos behandelt“, sagt Hitzer stolz. „Wir können aber nicht die Tierhaltung finanzieren.“
KAI VON APPEN
*Name geändert