: Lehrstellen: Lücke im Norden bleibt
Dank Konjunkturaufschwung steigt die Zahl der Ausbildungsplätze bundesweit an. Trotzdem klaffen im Norden Angebot und Nachfrage auseinander. Niedersachsen und Schleswig-Holstein profitieren kaum vom Aufschwung
Die Bildungsministerin ist angesichts der August-Zahlen der Bundesanstalt für Arbeit (BA) zuversichtlich. „Ich gehe davon aus, dass alle Jugendlichen, die in diesem Jahr die Schule abschließen, in diesem Jahr ihren Einstieg in den Beruf bekommen“, sagte Annette Schavan. Und der Chef des Industrie- und Handelskammertages Ludwig-Georg Braun sah gar Chancen, dass es erstmals seit 2001 „keine Lehrstellenlücke mehr gibt“.
Nach Angaben der Bundesanstalt für Arbeit (BA) hat sich das Lehrstellenangebot gegenüber dem Vorjahr um knapp zehn Prozent erhöht. „Es stimmt, dass es eine konjunkturelle Entlastung gibt“, bestätigt Olaf Schwede vom DGB-Nord. Doch die angestauten Probleme auf dem Ausbildungsmarkt würden dadurch „nicht gelöst“. Nicht mal im „Dreamland Hamburg“, das mit einer Steigerung von 17,8 Prozent eine Spitzenstellung einnimmt. Rein rechnerisch stehen hier laut BA-Statistik nur 9.066 Bewerber satten 9.776 Stellen gegenüber. „Aber wir haben weiter das Problem der Warteschleifen“, sagt der DGB-Referent. Ein Großteil der Jugendlichen gehe direkt nach der Schule in eine Berufsfachschule und versuche in späteren Jahren als „Altbewerber“ sein Glück. Das habe dazu geführt, dass im Vorjahr nicht einmal jede dritte Lehrstelle direkt an einen Schulabgänger gegangen sei. Schwede: „Hätten wir diese Bugwelle nicht, wäre Hamburg die Insel der Glückseligen.“ Durch Altbewerber einerseits und durch Bewerber aus dem Umland andererseits würden aber in jedem Jahr über 6.000 Schulabgänger in Warteschleifen abgedrängt.
Sehr knapp sind Lehrstellen in Mecklenburg-Vorpommern: Zwar gibt es dort eine üppige Steigerungsrate von 26,5 Prozent. Bei nunmehr 20.520 Bewerbern für 14.229 Stellen fehlen aber immer noch 6.291 Plätze. In Schleswig-Holstein stieg die Lehrstellenzahl um 4,2 Prozent. Dort gibt es 18.708 Bewerber für rund 14.200 Plätze.
Ganz ähnlich ist die Lage in der Region Niedersachsen-Bremen. Hier stieg die Lehrstellenzahl nur um 4,3 Prozent. Für 68.949 Suchende standen nur 44.459 Lehrstellen bereit. Etwa 10.000 wichen in Warteschleifen aus, rund 16.000 blieben unversorgt, wie Frank Ahrens von der regionalen DGB-Jugend sagt. Niedersachsen und Schleswig-Holstein profitierten offenbar nicht vom Aufschwung. Weil die Chancen der Jugendlichen nicht von der Konjunktur abhängen dürften, sei eine Ausbildungsplatzumlage sinnvoll, sagte Ahrens. KAIJA KUTTER