: Angriff auf Hamburger „Mopo“
ANSCHLAG In der Nacht zum Sonntag wurde das Archiv des Boulevardblattes „Hamburger Morgenpost“ in Brand gesetzt. Hintergründe sind noch unklar
HAMBURG dpa | Auf das Gebäude der Hamburger Morgenpost (Mopo) ist in der Nacht zum Sonntag ein Brandanschlag verübt worden. Unbekannte warfen nach Angaben der Polizei von einem Hinterhof aus mehrere Steine und mindestens einen Brandsatz in das Archiv der Boulevardzeitung. Da sich gegen kurz vor 2.30 Uhr keine Menschen in dem Haus aufhielten, wurde niemand verletzt. Akten und Zeitungsausgaben verbrannten aber.
Kurz nach dem Anschlag nahm die Polizei zwei 35 und 39 Jahre alte Männer in einer S-Bahn fest, die zuvor im Bahnhof Bahrenfeld – wenige hundert Meter vom Mopo-Gebäude entfernt – vor Beamten davongelaufen waren. Ob sie mit der Brandstiftung im Zusammenhang stehen, untersuche der Staatsschutz, teilte die Polizei am Sonntagmittag mit.
Die Morgenpost hatte nach dem Terroranschlag in Paris Karikaturen des religionskritischen Satiremagazins Charlie Hebdo auf ihrer Titelseite mit der Schlagzeile nachgedruckt: „So viel Freiheit muss sein!“ Es gebe derzeit keine Fakten darüber, dass der Anschlag damit in Verbindung stehe, sagte Polizeisprecherin Karina Sadowsky.
„Unsere Sicherheitsmaßnahmen haben wir in enger Absprache mit der Polizei verstärkt“, sagte Chefredakteur Frank Niggemeier. Die Beschäftigten seien schockiert und besorgt. „Ein solcher Anschlag lässt hier niemanden unberührt. Aber wir werden jetzt weder in Panik noch in Hysterie verfallen.“
Bürgermeister Olaf Scholz und Innensenator Michael Neumann (beide SPD) stärkten bei einem Besuch der Mopo-Belegschaft den Rücken. Presse- und Meinungsfreiheit gehörten zum Fundament, auf dem die Demokratie ruhe.
Zahlreiche Menschen sowie Hamburger Parteien und Medien bekundeten ihre Solidarität mit dem Blatt. Die Landespressekonferenz (LPK) bezeichnete die Tat als „feigen und hinterhältigen Terrorakt gegen die Pressefreiheit“.
Die Zeitung selbst dankte im Internet den Menschen für ihre „Rückendeckung“. Im Hinterhof lag am Sonntagvormittag ein großer Haufen verkohlter Akten und Zeitungsausgaben.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen