Kaum mehr Chance auf eine Aufklärung

KRIMINALITÄT Zwei Jahre nach dem spektakulären Tunnelraub in einer Volksbank-Filiale in Steglitz tappt die Polizei trotz hinterlassener DNA-Spuren der Einbrecher nach wie vor im Dunkeln. Fortschritte hat lediglich die Bank im Gespräch mit den bestohlenen Kunden erzielt

Die Proteste sind verebbt, die Hinweise versiegt und die Sonderkommission ist längst aufgelöst: Zwei Jahre nach dem spektakulären Tunnelraub in einer Filiale der Berliner Volksbank in Steglitz fehlt von den Tätern und ihrer Millionenbeute jede Spur. „Es gibt nichts Neues“, bilanziert ein Polizeisprecher zum zweiten Jahrestag des Banküberfalls jetzt am Mittwoch.

Fortschritte hat lediglich die Volksbank im Gespräch mit den bestohlenen Bankkunden erzielt. 63 Prozent der 294 betroffenen Kunden wurden bisher ganz oder teilweise entschädigt. Vor einem Jahr waren es erst gut 40 Prozent.

Die „Interessengemeinschaft Tunnelraub“ – ein Zusammenschluss der Bankraub-Opfer – existiert zwar noch, ist aber auf 12 bis 15 Leute zusammengeschmolzen. Vor einem Jahr protestierten die Diebstahlopfer noch gegen die ihrer Ansicht nach völlig unzureichende Entschädigung der Berliner Volksbank. Jetzt haben sich viele der Geschädigten nach eigenen Aussagen mit der Bank geeinigt. Über die Höhe müssen sie schweigen.

10 Millionen Euro Beute

Am 14. Januar 2013 wurde der filmreife Coup mitten im bürgerlichen Südwesten Berlins entdeckt. Die Bankräuber hatten von einer Tiefgarage aus einen 45 Meter langen Tunnel in den Tresorraum der Bank gebuddelt und dort knapp 300 Schließfächer aufgebrochen. Bargeld, Goldbarren, Münzen und Schmuck rafften die Räuber an sich. Die Polizei schätzte den Wert der Beute auf rund 10 Millionen Euro.

Doch genau weiß es keiner. Deshalb fällt es einigen der geschädigten Bankkunden bis heute so schwer, Bank und Versicherungen nachzuweisen, was sie alles an Schätzen in ihren Schließfächern aufbewahrten. Komplett entschädigt wurde nur, wer den Inhalt seines Schließfaches noch zusätzlich versicherte. Das hatten nur 57 der 294 Betroffenen. Sie bekamen insgesamt 1,8 Millionen Euro vom Versicherer der Bank.

Die Volksbank verhandelt nach Angaben ihrer Sprecherin Nancy Mönch noch immer mit gut einem Drittel der Geschädigten. „Wir haben allen Betroffenen ein Angebot für eine Kulanzlösung gemacht“, sagt Mönch. Mit 110 sei bisher keine Einigung erzielt worden. Insgesamt 3.229 einzelne Fundstücke konnte die Bank nach dem Raub sicherstellen. Für 1.729 konnten die Eigentümer ermittelt werden.

Doch für knapp die Hälfte gelang dies bis heute nicht. „Das ist sehr schwierig“, schildert Mönch. „Dazu gehören einzelne beschädigte Perlen, Teile einer Goldkette oder verschmolzene Klumpen von Schmuckstücken, die niemand als seinen Besitz erkennt.“ Ebenso seien etwas Bargeld und Edelmetalle zurückgeblieben. Diese Werte sollen in eine Kulanzlösung einfließen.

Polizei kommt nicht weiter

Die Polizei tappt nach wie vor im Dunkeln. Alle rund 800 Hinweise führten nicht auf die Spur der Täter. Auch die insgesamt 50.000 Euro Belohnung von Versicherung und Bank brachten keinen heißen Tipp und sind unangetastet. Dabei hinterließen die Einbrecher DNA-Spuren von mehreren Personen. Doch bisher konnten die Ermittler diese Spuren keinen Menschen zuordnen.

„Wir hoffen auf den DNA-Treffer“, sagt Polizeisprecher Thomas Neuendorf. „Wir warten darauf, dass bei irgendeinem Verbrechen die passende DNA auftaucht. Wenn das nicht passiert, gibt es keine realistische Chance, die Tat aufzuklären.“

Das gilt auch für den Einbruch im KaDeWe in der Nacht zum 25. Januar 2009. Nach Hollywoodmanier überlisteten damals drei dunkle Gestalten Alarmanlagen und Videokameras. Sie stiegen durch ein Fenster im ersten Stock ein, seilten sich in die Schmuckabteilung im Erdgeschoss ab, brachen die Vitrinen eines Juweliers auf und räumten sie aus. Festgenommene tatverdächtige Zwillinge mussten freigelassen werden, weil eine DNA-Spur keinem der beiden Männer eindeutig zugeordnet werden konnte. DPA