: Keine Angst um die Zukunft
NEUE MUSIK Mit einem dreitägigen interdisziplinären Festival feiern die NDR-Reihe „das neue werk“ und Kampnagel mit Tanz, Musik und Text den 99. Geburtstag des Komponisten und Klang-Philosophen John Cage
VON ROBERT MATTHIES
Dass die Geräusche seinen Tod überdauern werden, war sich John Cage schon in den späten 1940ern sicher: „Man braucht keine Angst um die Musik der Zukunft zu haben“, folgert der Avantgarde-Komponist nach dem Besuch des reflexionsarmen Raums der Harvard-Uni. Nichts zu hören hatte er erwartet, stattdessen sirrten die eigenen Nerven. Und brachten Cage auf die Idee zu seiner wohl bahnbrechendsten Komposition: drei Sätze ohne jegliche Note, die absolute Befreiung der Musik – wer führt nicht jeden Tag Cages als „4’33’’“ bekannt gewordenes Stück auf?
Das tatsächlich jeder Mensch dazu noch ein Komponist ist, lernen Schüler_innen ab Klasse 10 heute Vormittag im Rolf-Liebermann-Studio des NDR. Gemeinsam mit dem ensemble Intégrales entdecken sie den Klang-Philosophen im „Music Circus“, mitbringen müssen sie für das „Konzert statt Schule“ nicht viel mehr als übliche Unterrichtsmaterialien: Papier, Kugelschreiber, ein mobiles Radio.
Das Musik-Experiment ist Teil eines dreitägigen interdisziplinären Festivals, mit dem die NDR-Reihe „das neue werk“ und Kampnagel bis Samstag den 99. Geburtstag des 1992 verstorbenen Kunstbegriffs-Grenzgängers feiern.
Auf dem Programm stehen dabei sowohl ein selbstverständlich aleatorischer Streifzug durchs Klavierwerk mit Cage-Experte Steffen Schleiermann, ein Orchesterabend mit dem NDR Sinfonieorchester und Cages Vokalwerk als auch tänzerische Cage-Interpretationen: Sebastian Matthias präsentiert die Uraufführung seiner Arbeit „Dezett“ für zehn Performer, die Choreografin und Tänzerin Eszter Salamon begleitet mit ihrer Performance „Dance for Nothing“ Cages berühmten Vortrag „Lecture for Nothing“ mit nicht intendierten Bewegungen.
■ Do, 22. 9. bis Sa, 24. 9., Kampnagel, Jarrestraße 20