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Nach der eher geheimen Vorstellungsparty letzten Freitag bringt der frisch gegründete Hamburger MusikerInnen-Zusammenschluss „Surplus“ heute Abend The Dreams und antiartich vs. subdual im Fundbureau auf die Bühne. Erstere kommen aus Strasbourg und warten mit immerhin zwölf Instrumenten auf, auf denen die allerdings nur zwei MusikerInnen einen offenkundig am akustischen Grenzgang interessierten Sound produzieren, den sie wahlweise „Punk“ oder „Cold Reggae“ nennen, in jedem Fall aber mit dem Präfix „No Wave“ versehen. Tatsächlich ist dann vor allem eine gute Portion Electroclash drin. Im zweiten Fall hat man es wiederum auf den ersten Blick mit zwei Personen zu tun. Die allerdings haben zusammen nur einen Kopf und zwei tastendrückende und reglerdrehende Hände, die aus Netzwerken bisweilen quietschbunter Geräte eine mit sich im Clinch liegende Zappelmischung aus C 64-Sounds, Break- und anderen Beats sowie Samples aus Funk und Film kreieren, für „alle SuperheldInnen, die sich im täglichen battle mit dem kapitalistischen System befinden, abends aber auch mal die Tanzschuhe anziehen, um den Dancefloor zu rocken und gegen Deutschland zu raven“. Das Ganze nennt sich selbstbewusst „Polit-Antitainment“.

Im Kampf mit dem Pop liegen zumindest dem Selbstverständnis nach auch zwei Tage später Die Türen im Pudel. Die Waffe der Berliner „Revoluzzer“ lautet dabei schlicht: „crazy Pop (Funk, Disco, Punk)“. Mit „Das Herz war Nihilismus“ stellte sich das Trio 2004 vor. Die Vorgehensweise: „Gemeinsam wird ein Songtext aus zufällig arrangierten, unzusammenhängenden Textfragmenten hergestellt, um dann mit Verblüffung festzustellen, dass es genau das ist, was jeder Einzelne sagen wollte.“ Beispiel: „Auch wenn reden leichter ist als rechnen, stehe ich ausgerechnet am Mikrofon.“ Die Musik entsteht offenbar ähnlich, will aber unbestreitbar zum Tanzen anregen. Auf der neuen Platte „Unterwegs mit Mother Earth“ geht es ein wenig aufgeräumter zu. Vielleicht revidiert die Spex dann ihr Urteil: „Man hält es nicht aus.“

Eine sicherere Sache ist da die zweite Auflage des 2005 durchaus gelungenen „kleinen Festivals für unabhängige Musik“ auf dem Platz des Garten-Kunst-Netzes an den S-Bahn-Gleisen zwischen der Schanze und Altona. Hier ist man an der ortsabhängig mehr oder weniger frischen Luft und die Haushaltskasse bleibt bei erfreulichen null Euro Eintritt ausgeglichen. Die Impro-Helden Hunger spielen auf; Exits to Freeways spielen, nun ja, Rock; Champagner Gloystein widmen sich, aus den Trümmern des Elektropunkprojekts „Karoshi“ hervorgegangen, der Fortsetzung desselben mit kräftiger Gitarrenunterstützung; Kontainer liefern per Computer Powerpop. Über Shallow Fellow schließlich war beim besten Willen nichts rauszufinden.

Kommen wir zu den leisen Tönen. Die schlägt man diese Woche am Sonntag in der Blinzelbar beim h7-Club an. Hier ist Ernesto Rodrigues aus Lissabon zu Gast. Rodrigues spielt seit 30 Jahren Viola – zeitgenössische Musik, Free Jazz und improvisierte Musik, live und im Studio, für Tanz, Kino, Video, Performances – wobei seine Spielweise schon früh von elektronischer Musik beeinflusst wurde. Seit 1999 veröffentlicht er zudem auf seinem Label „Creative Sources Recordings“ experimentelle und elektro-akustische Musik. Dazu gesellen sich Heiner Metzger mit seinem legendären Soundtable und das Trio Nordzucker um die Ausnahmesolistin Birgit Ulher. ROBERT MATTHIES

The Dreams + antiartich vs. subdual: Do, 6. 9., 21.45 Uhr, Fundbureau Platzfestival: Sa, 8. 9., 15 Uhr, Eifflerstraße Die Türen: Sa, 8. 9., 21 Uhr, Golden Pudel Club h7-Club: So, 9. .9, 21 Uhr, Blinzelbar