An der Schraube gedreht
GENTRIFIZIERUNG Aus Protest gegen Zeise-Pläne: Ini besucht Scholz & Friends-Werber
Ausgestattet mit Zollstöcken, Maler-Utensilien, Stehlampen, Kartons und Koffern haben gestern zwei Dutzend Menschen die Werbeagentur Scholz & Friends in der Hafencity aufgesucht. Aufgerufen hatte die Initiative „Pro-Wohnen Ottensen“. Sie fordert Wohnungsbau auf dem Zeise-Parkplatz an der Behringstraße, auf dem ein sechsstöckiges Bürohaus für Werbeagenturen entstehen soll. „Wir kommen unangemeldet“, sagte Hauke Sann von der Initiative, „uns hat man auch vorher nicht gefragt.“
Weil die WPP-Tochter Scholz & Friends nach Ottensen ziehe, gebe es am Standort Hafencity bald Leerstand, so Sann, deshalb wolle man sich das Objekt schon mal ansehen. Im Gepäck hatten die Besucher ein Geschenk: eine goldene „Gentrifizierungsschraube“ nach dem Modell der Zeise-Schiffsschraube.
„Wir sind dafür nicht zuständig“, ließ eine Agentur-Beauftragte die Gäste abblitzen. Dem widersprach Hauke Sann gegenüber der taz: Wären die Firmen des Werbekonzerns WPP mit ihren 800 Beschäftigten keinen Mietvertrag über 15 Jahre eingegangen, hätten die Investoren Prokom und Quantum die alten Baupläne nicht umgestoßen.
Ursprünglich sollten auf dem städtischen Areal 86 Wohneinheiten entstehen, davon 41 Sozialwohnungen. In den letzten drei Jahren seien in Ottensen nur zehn Sozialwohnungen gebaut worden, so Sann. „Die Mieten sind kräftig gestiegen und der Verdrängungsdruck steigt.“
Überhaupt wirft die Initiative der Politik vor, an den Bürgern vorbeizuplanen. Deshalb ruft sie für kommenden Samstag zur Demo auf: „Stadtteil-Ausverkauf – Alles muss raus! Nicht mit uns!“ startet um 14 Uhr an der Glacischaussee. KVA