: Alltag im Getto
Kollaboration als moralischer Konflikt: in Steve Sem-Sandbergs (Foto: Pieter ten Hoopen) historischem Roman „Die Elenden von Lódz“ bekommt der „Judenälteste“ des jüdischen Gettos, Chaim Rumkowski, von den Nazibesatzern absolute Befehlsgewalt erteilt und wird so zum Verräter an seinen Mitbürgern. Sein Adoptivsohn hingegen kann sich mit der unfreiwillig privilegierten Position, in die er durch seinen Vater geraten ist, nicht abfinden und droht daran zu zerbrechen, dass er im Unterschied zu seinen Altersgenossen vor der Ermordung bewahrt bleibt. Sem-Sandberg zeichnet seinen Protagonisten als ambivalente Figur, schildert den Alltag im Holocaust, die Mechanismen der Unterdrückung und die Grenzen der Anpassung detailliert und perspektivenreich – der schwedische Autor wurde dafür mit mehreren Preisen bedacht. Heute liest der Schauspieler Ulrich Matthes im Jüdischen Museum aus dem Roman. TCB
■ „Die Elenden von Lódz“: Jüdisches Museum, Lindenstraße 9–14. Motag, 19.30 Uhr. 9/7 Euro