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Archiv-Artikel

Anklage gegen notorischen Schläger

Prozess gegen jungen Mann wegen der Misshandlung eines Obdachlosen beginnt. Zeuge wurde ebenfalls geschlagen

Wegen der Misshandlung eines Obdachlosen vor laufender Kamera muss sich ein 23-Jähriger seit diesem Mittwoch vor einem Berliner Amtsgericht verantworten. Der mutmaßliche Schläger soll sein Opfer im vergangenen Dezember im Stadtteil Prenzlauer Berg zusammengeschlagen haben. Anschließend schubste er es laut Anklage in die Richtung einer gerade anfahrenden Straßenbahn.

Die Freundin des Angeklagten hatte die Gewaltszene mit einem Camcorder gefilmt. Die damals 19-jährige Schülerin wurde bereits wegen gemeinschaftlicher Körperverletzung zu 10 Monaten Haft auf Bewährung verurteilt. Wie schwer das Opfer bei dem Übergriff verletzt wurde, ist unklar. Der Mann hat sich bislang nicht bei der Polizei gemeldet.

Der Angeklagte, ein gelernter Koch aus Hohenschönhausen, bestritt beim Prozessauftakt die Vorwürfe. Er habe sich unter Einfluss von Alkohol mit ein paar jungen Leuten geprügelt. Dem Obdachlosen habe er allerdings nichts angetan.

Ein Zeuge schilderte die Situation für das verwahrlost wirkende Opfer jedoch als lebensgefährlich. Er selbst sei von dem Angeklagten ohne Vorwarnung geschlagen worden. Außerdem soll der Sozialhilfeempfänger laut Anklage Polizisten angegriffen haben.

Seine 13-jährige Tochter habe die Szene mit ansehen müssen, berichtete der Zeuge. Das Kind habe geweint. „Es war grausam und unmenschlich, einen verwahrlosten, älteren Menschen und ein kleines Kind in die Gewaltszene hineinzuziehen“, sagte der Zeuge. Der Prozess wird am 24. September fortgesetzt. DPA