„Lieber unverheiratet“

taz-Geburtstag Zum Jubiläum am 8. Oktober kommt auch der Akkordeonspieler Egon Rammé

■ 77, Musiker, verdiente sich mit 19 in den Waller Animierbars das Geld für den Musiklehrer. 1954 ging er samt Akkordeon zum Belgrader Staatszirkus und wanderte kurz darauf für sieben Jahre nach Kanada aus. Sein letztes Engagement hatte er 2002 in Ägypten in einer Hotelanlage.

taz: Herr Rammé, am kommenden Samstag spielen Sie für die taz an Bord der Oceana – nicht zum ersten Mal, oder?

Egon Rammé: Nee, da war ich schon mal mit unterwegs, mit einer Kapelle. ’48 war das, da sind wir bis zum Leuchtturm Roter Sand gefahren. Der steht ja noch. Anderes gibt’s nicht mehr. Das Brauhaus zum Beispiel, das wurde abgerissen, da steht jetzt die Deutsche Bank drauf. Ist alles nicht mehr so wie früher.

Was meinen Sie damit?

Na, die Musik, das kommt ja heute alles aus der Konserve. Ich hab auch ’ne dicke Anlage und Disketten, das braucht man heutzutage, aber das ist nicht dasselbe.

Wissen Sie schon, was Sie auf dem taz-Geburtstag spielen werden?

Ich guck mir die Leute an und dann weiß ich das schon. Das muss man als Musiker im Gefühl haben.

Können Sie auch Arbeiterlieder?

Ja, ich kann eigentlich alles spielen. Dass ich mal was nicht konnte – das gab’s zum Glück noch nie.

Sie haben mit Kapellen in unzähligen Bars gespielt – welche Musiker haben am meisten Ärger gemacht?

Die Saxophonisten kamen immer zu spät. Und die Schlagzeuger hatten die meisten Frauen.

Ach. Obwohl die so weit hinten sitzen?

Die sitzen ja höher als die anderen! Da konnten sie immer alles sehen. Nee, die Schlagzeuger, die haben die meisten abgeschleppt. Ich sag immer: „Als Musiker muss man entweder ’ne starke Hand hinter sich haben oder unverheiratet sein.“ In einem anderen Leben würde ich nicht heiraten. So ein Musikerleben ist schwer auszuhalten für Frauen.

Interview: eib