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Archiv-Artikel

Eine neue Affäre?

SKANDALE Nach Kika und dem MDR gerät nun die ARD-Filmtochter Degeto in Schwierigkeiten

Von STG

Die Deutsche Gesellschaft für Ton und Film klingt zunächst mal etwas antiquiert, ist aber als Degeto in Wahrheit quicklebendig. So lebendig, dass sie in der ARD für mittlere Tobsuchtsanfälle sorgt. Dem Senderverbund gehört die kommerzielle Produktions- und TV-Handelstochter Degeto nämlich, sie produziert Vorabendserien, großes Kino und die allseits belächelten Schmonzetten am Freitagabend. Und jetzt kommt es auch für die Degeto melodramatisch.

Denn sie soll ihren vorwiegend aus Gebührengeldern gespeisten Etat überzogen und sich auch sonst wenig öffentlich-rechtlich verhalten haben. Stein des Anstoßes ist dabei Geschäftsführer Hans-Wolfgang Jurgan: Er steht dem Laden schon lange vor, als Teil einer Doppelspitze. Jurgans Ko Jörn Klamroth war überraschend im März verstorben, Nachfolgerin wurde im Mai die so resolute wie fähige BR-Fernsehspiel-Chefin Bettina Reitz. Und die machte eine erstaunliche Entdeckung: Die Degeto-Etats sind zum Teil bereits auf Jahre verplant. Jurgan soll recht freihändig in großem Stile einfach schon mal bestellt haben – beim allseits beliebten ARD-Freitagsfilm geht so bis Ende 2013 nichts mehr. Auch in anderen Bereichen scheint die ARD auf lange Sicht blockiert, um im Filmbereich aktuell zu reagieren.

Weil die ARD mit dem Millionenbetrug beim Kinderkanal und den nicht nur auf den MDR beschränkten Kapriolen um dessen Unterhaltungschef Udo Foht schon Skandale genug am Wickel hat, bemüht sich Reitz um Schadensbegrenzung: Es sei falsch, von „Überproduktion“ zu reden. Schließlich sei man in der Lage, den „Programmvorrat auch zu senden“, sagte Reitz. Der Hessische Rundfunk (HR) – die Degeto sitzt in Frankfurt gleich nebenan – soll nun klären, wie es sich genau um die Etats für 2012 und 2013 verhält. „Ob es zu Regelverstößen gekommen ist, wird die Prüfung ergeben“, so Reitz. In die Röhre gucken nun vor allem die TV-Produzenten: Für sie gibt es deutlich weniger Aufträge.

Ob personelle Konsequenzen drohen, soll jetzt die HR-Prüfung klären, nächsten Mittwoch wird Reitz im HR-Rundfunkrat Rede und Antwort stehen.

Die Degeto wird normalerweise allerdings nicht vom HR, sondern einem eigenen Aufsichtsrat kontrolliert. Dessen Vorsitzender hat seine ganz eigenen Erfahrungen mit ARD-Skandalen und wie man sie managt – es ist MDR-Intendant Udo Reiter. STG