Thomas Koch, Krimifest-Initiator : Immer der Gangster
THOMAS KOCH, 52, Buchhändler auf Juist, reist gelegentlich auch schon mal aufs kulturbewehrte Festland. FOTO: PRIVAT
„Mord und Totschlag gibt es hier kaum. Das lohnt sich einfach nicht.“ Der Juister Buchhändler Thomas Koch, der das am Freitag ebendort startende Krimi-Festival erfand, sieht die Dinge pragmatisch. „Natürlich ist die kriminelle Energie auf Juist genauso groß wie woanders. Aber hier fehlt die Anonymität. Das hebt die Hemmschwelle erheblich.“
Spricht’s und freut sich umso mehr am Blut auf Papier: Für drei Tage werden fünf Krimi-Autoren – darunter Oliver Bottini und Petra Hammesfahr – jetzt nach Juist reisen und aus ihren Texten lesen. Schon im zweiten Jahr holt Koch Literaten auf die Insel. Und dass er Krimis mag und heimlich selbst schreibt, versteht sich fast von selbst. Dass er aber auch im plattdeutschen Theater mitspielt, würde man nicht unbedingt erwarten. Erst recht nicht, dass er da immer den Gangster spielt. „Der ist meist ein Zugereister, der mit seinen Gaunereien bös aufs Gesicht fällt“, sagt Koch. So eine Rolle lässt sich am ehesten ins Hochdeutsche übersetzen – „Denn ich kann ja kein Platt.“ Koch, der mit einem Vierteljahr nach Juist kam, ist für die Juister kein echter Insulaner. „Dafür muss man schon in der dritten Generation hier geboren sein“, sagt er.
In manche Stammtische kommt er da gar nicht erst rein. „Wenn es um das existenziell Juisterische geht, kann ich natürlich nicht mitreden“, sagt Koch. Beim Küstenschutz etwa. Oder bei der Frage, ob die Insel autofrei bleiben soll. „Da gibt es schon Leute, die das aufweichen wollen.“ Besonders, weil diejenigen, die Lust hätten, Pferdefuhrwerke zu betreuen, langsam ausstürben. „Seit Jahren klagen wir gegen die Post, die ihre Pakete mit Elektroautos herbringt. Wehret den Anfängen!“
Auf Langeoog, wo einzelne Autos fahren, fühlt er sich „unwohl“ und macht lieber in Kultur. Denn er hat nicht nur das Krimi-Festival, sondern – gemeinsam mit der Krimiautorin Sandra Lüpkes – auch Stipendien initiiert, die jährlich vier Schreiber für zwei Wochen auf die Insel holen. Geographisch geknebelt werden die allerdings nicht: „Wenn wir den Tatort Juist zur Bedingung machten, kämen eher Laienautoren. Die hochklassigen lassen sich ja keine Vorgaben machen.“ PS