: Luxusoase statt Nazizentrum
HEISENHOF Ein Geschäftsmann hat das Gebäude im niedersächsischen Dörverden gekauft und plant dort, ein Gesundheitszentrum nebst Luxushotel zu eröffnen. Der Landkreis hält an seinen Abrissplänen fest
PETER BOHLMANN, LANDRAT
Der „Heisenhof“ im niedersächsischen Dörverden hat einen neuen Besitzer. Ein Geschäftsmann aus dem nahe gelegenen Kirchlinteln, der sich der taz gegenüber nur „Meyer“ nennt, bestätigte, das Anwesen gekauft zu haben. Seit Jahren befürchtet die Gemeinde Dörverden dass die rechte „Wilhelm-Tietjen-Stiftung für Fertilisation Ltd.“ auf dem Anwesen ein Schulungs und Fruchtbarkeitsforschungszentrum eröffnen könnte.
„Wir wollen unbedingt die Gebäude erhalten, die eine sehr gute Substanz haben“, sagte Meyer der taz. Dass Neonazis die Gebäude aus dem 17. Jahrhundert und den 1933er Jahren unlängst nutzten, sei für ihn kein Grund für einen Abriss. Mit seiner Frau plant er, in den Gebäuden ein Hotel mit Gesundheitszentrum, Wellness und Schönheitsoperationen zu eröffnen, sowie ein Restaurant mit exquisiter Küche. Luxuswohnungen sollen dort ebenfalls entstehen. Über den Kaufpreis von der Stiftung – eine Briefkastenfirma in London – wollte er sich nicht äußern. Der Direktor der Stiftung, Holger Janßen, erklärte, „keinen Gewinn“ gemacht zu haben.
Im Februar 2004 hatte der mittlerweile verstorbene NPD-Bundesvize Jürgen Rieger den Hof für die Stiftung für rund 255.000 Euro ersteigert. Mit Rechtstreiten um Bauauflagen konnte der Landkreis den Ausbau zu einen Neonazizentrum verhindern. Hier ist man gegenüber den Ideen des neuen Besitzers sehr skeptisch.
„Die Umsetzung dieser Pläne halte ich für sehr unwahrscheinlich“, sagt Peter Bohlmann (SPD), Landrat des Landkreis Verden. Denn vor Gericht erwirkte der Landkreis den Abriss der Gebäude. „Die Gemeinde wird bei der Historie der Immobilie den Bebauungsplan nicht ändern“, sagt Bohlmann. „Die gesamte rechte Szene wartet doch darauf, das Anwesen irgendwie noch nutzen zu können.“ Im Januar/Februar 2012 soll der Abriss beginnen. Kosten 250.000 Euro. Von einen Trick will Meyer nichts wissen. Mit der rechten Szene, behauptet er, habe er nichts zu tun. AS