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Archiv-Artikel

Ein seltsamer Fehler

STOP AND GO Einem deutschen Osteuropaexperten wurde erst die Einreise nach Russland verweigert – nun korrigierten sich die russischen Behörden

Es ist der Albtraum jedes Russlandreisenden. Fast hat man es geschafft, ein letzter Blick auf die Grenzpolizistin, die den Pass auf einen Scanner legt, bevor man dann zum Gepäckband gehen kann. Und obwohl die Einreiseerlaubnis in Ordnung ist, taucht plötzlich ein freundlicher Offizier mit zahlreichen Sternen auf den Schulterklappen auf und fordert zum Mitkommen auf. Und plötzlich befindet man sich eingesperrt in einem kleinen, stickigen Raum mit anderen Männern, die ebenfalls auf ihre Abschiebung warten.

So ist es Mittwochabend dem Osteuropawissenschaftler Hans-Henning Schröder von der Stiftung Wissenschaft und Politik auf dem Moskauer Flughafen Domodedowo ergangen. Nach einer Nacht in Haft wurde Schröder am frühen Donnerstag nach Deutschland geflogen. Der 62-jährige Russlandexperte hatte in Moskau eigentlich an einer Konferenz, die von der Moskauer Higher School of Economics mit dem Deutschen Historischen Institut in Zusammenarbeit mit der Friedrich-Ebert-Stiftung veranstaltet wurde, teilnehmen wollen. Als Grund für die Festnahme hätten die Grenzpolizisten Artikel 27 des Einreisegesetzes in dem Ausweisungsbescheid genannt, berichtete Schröder kurz nach seiner Ankunft. Laut Paragraf 27 ist eine Abweisung an der Grenze dann zulässig, wenn die „Verteidigungsfähigkeit des Landes oder die Sicherheit des Staates“ sie erforderlich macht.

Wegen des Einreiseverbots wurde am Donnerstag der russische Gesandte ins Auswärtige Amt einbestellt und in einem offenen Brief an Außenminister Sergej Lawrow kritisierte der Memorial-Vorsitzende Arsenij Roginskij die Abweisung des Wissenschaftlers und Russlandkenners scharf. Russland habe mit der Abweisung von Schröder alle ausländischen Wissenschaftler beleidigt, die sich mit der Politik und Wirtschaft Russlands beschäftigen. Dieses Vorgehen rufe Empörung und Scham hervor. Russlands Außenminister solle, so Roginskij, unverzüglich die Verantwortlichen öffentlich bestrafen und sich bei Hans-Henning Schröder entschuldigen.

Dies ist nun nicht mehr nötig: Am Freitagnachmittag erreichte den Wissenschaftler doch noch eine gute Nachricht aus Moskau. Die Abweisung sei aufgrund eines technischen Fehler erfolgt und somit aufgehoben, informierten die russischen Behörden den Wissenschaftler. BERNHARD CLASEN