: Kein Ende mit dem Endlager
ATOMMÜLL Proteste gegen Ankündigung aus Berlin, den Salzstock in Gorleben weiter zu erkunden. Die Bedenken von CDU-Regierungschef McAllister werden vom Bund nicht weiter Ernst genommen
STEFAN WENZEL, GRÜNE
Mit einer mehrstündigen Blockade der Zufahrten zum niedersächsischen Atommüll-Zwischenlager Gorleben im Wendland haben am Sonntag Atomkraftgegner gegen Pläne der Bundesregierung für ein atomares Endlager in dem Salzstock protestiert. Damit reagierten sie auf die Ankündigung von Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU), die Erkundung des Gorlebener Salzbergwerks fortzusetzen. Das hatte er Niedersachsens Ministerpräsident David McAllister (CDU) in einem bisher vertraulichen Schreiben mitgeteilt.
Am Sonntag ketteten sich etliche Umweltschützer mit Stahlrohren an drei Werktore an. Drei weitere Zufahrten wurden durch Sitzblockaden versperrt. Ein Sprecher sagte, der Salzstock in Gorleben sei ungeeignet, und die geplante Einlagerung von Atommüll würde unweigerlich viele Leben zerstören. Die Polizei griff nicht ein. Am Sonntagmittag beendeten die Atomkraftgegner ihre Protestaktion.
McAllister hatte in einem ebenfalls vertraulichen Schreiben an Röttgen gefordert, in Gorleben radioaktive Abfälle so zu lagern, dass sie wieder geborgen werden könnten. Damit käme der Salzstock als bundesdeutsches Endlager nicht in Betracht. Röttgens Absage wertet die SPD im niedersächsischen Landtag als „Klatsche“. Wenn McAllister seine Bedenken ernst meine, solle er seine erfolglose Geheimdiplomatie beenden, fordert Fraktionsvize Detlef Tanke. Stattdessen sollte er mit einem förmlichen Kabinettsbeschluss eine klare Absage der Landesregierung an ein Endlager Gorleben formulieren.
McAllister müsse sich entscheiden, fordert der grüne Fraktionsvorsitzende Stefan Wenzel: „Erst das Land oder erst die Partei, Herr Ministerpräsident?“ Der Regierungschef müsse jetzt seine „Rolle als Atomaufsicht im Land“ wahrnehmen. Zudem müssten, so Wenzel, weitere Castortransporte ins Wendland „sofort und endgültig gestoppt“ werden. SVEN-MICHAEL VEIT
Wirtschaft + Umwelt SEITE 9