POLITIK

sichtet die sozialen Bewegungen in der Stadt

JÖRG SUNDERMEIER

Bleib mutig, stark, gesund und froh – dann bleib ich’s nämlich ebenso.“ Am Donnerstag wird in der Galerie Olga Benario (Richardstraße 104, 19.30 Uhr) die Britzer AnwohnerInneninitiative „Hufeisern gegen rechts“ vorgestellt, die sich seit drei Jahren gegen den rund um die Hufeisensiedlung nicht eben unverbreiteten Nazismus stellt. Das Ganze im Rahmen der Ausstellung über Leben und Wirken Erich Mühsams, die in der Galerie zurzeit stattfindet. Und Mühsam (von dem auch das Eingangszitat stammt) wiederum lebte ja die letzten Jahre vor seiner Verschleppung und schließlich auch Ermordung durch die Nazis in der Hufeisensiedlung, das passt also sehr gut zusammen.

Am Samstag wird über die EU-Flüchtlingspolitik und ihre Auswirkungen gesprochen, und das gleich im Rahmen eines ganzen Tagesseminars im Mehringhof (Gneisenaustraße 2a, ab 11 Uhr). Verschiedene Rechtsanwält_innen und Soziolog_innen werden mithilfe von insgesamt sechs Vorträgen einige Thesen zur Verfügung stellen und Fakten darlegen, die hernach gründlich analysiert und diskutiert werden sollen. Unter anderem geht es um die „Abschottung der europäischen Außengrenzen durch Frontex und die europäischen Staaten“, um „Asyl in der Republik Zypern“ oder um die „Dublin-Verordnung in der Praxis“. Abschließend wird auch ein Film über die Lage der Sans Papiers in Frankreich gezeigt.

Am Sonntag wird im Lichtblick-Kino (Kastanienallee 77, 18 Uhr) der Film „Fritz Bauer – Tod auf Raten“ gezeigt. Bauer war, unter anderem, derjenige, der unter erheblichem Einsatz den Auschwitz-Prozess in Gang brachte und er war und ist für viele eine Reizfigur der bundesrepublikanischen Geschichte. Gerade weil er gegen das Vergessen der NS-Verbrechen kämpfte und die Täter vor Gericht stellen ließ, wurde er angefeindet – und nicht etwa die Mörder. In den letzten Jahren ändert sich der Blick auf Bauer zusehends, doch diese Dokumentation hat schon zuvor auf Bauer und sein Schicksal aufmerksam gemacht. Die Regisseurin Ilona Ziok ist anwesend und wird nach der Vorführung für Fragen zur Verfügung stehen.

Am Dienstag schließlich wird in der Erreichbar (Reichenberger Straße 63, 19 Uhr) der Sozialstaat hinterfragt. Viele Linke glauben ja inzwischen, den Sozialstaat retten zu müssen, und verhalten sich so, als sei in den 70er Jahren alles okay gewesen und als seien die Auswirkungen des Kapitalismus erst jetzt wirklich zu spüren. Inwieweit das stimmt, will die Gruppe Jimmy Boyle an diesem Abend genauer untersuchen und damit – auf ihre Weise – unter anderem zehn Jahre Hartz IV feiern.