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Archiv-Artikel

Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

Sie war die Frau, die die Westdeutschen einst mit den Russen versöhnte, die Sängerin Alexandra, die in den Sechziger Jahren mit rauchiger Stimme die Melancholie der russischen Steppe und die Sehnsucht nach dem ganz Anderen in den Muff der Bonner Republik brachte. Und die Romantik der Zigeuner, die von Deutschen verfolgt und ermordet worden waren und nun als romantische Staffage in ihren Liedern wiederkehrten. 1969 kam Alexandra bei einem Autounfall unter nie ganz geklärten Umständen ums Leben. Das Schlosspark Theater zeigt nun ein musiklastiges Biopic über diese Sängerin, dessen Autor Michael Kunze selbst Schlagertexte für legendäre Hits wie „Griechischer Wein“ von Udo Jürgens schrieb. Die Titelrolle in „Alexandra – Glück und Verhängnis eines Stars“ spielt Jasmin Wagner, die einst unter dem schönen Namen „Blümchen“ als Sängerin berühmt geworden ist. „Sehnsucht“ heißt in dem berühmten Stück des amerikanischen Dramatikers Tennessee Williams nur eine Straßenbahnhaltestelle, eine Endstation auch noch. Und so ist wenig Hoffnung zu erwarten. Am Potsdamer Hans Otto Theater befasst sich ab Freitag der Regisseur Markus Dietz mit der „Endstation Sehnsucht“ und dem Fall der unglücklichen Schwestern Dubois. Um Sehnsucht, besser: Obsessionen geht es auch in dem Monolog „Die Nacht kurz vor den Wäldern“ des französischen Dramatikers Bernard-Marie Koltès, das beim Theaterfestival Spielzeit Europa nun in einer Inszenierung des italienischen Regisseurs Antonio Latella zu sehen ist. Solist ist der charismatische Filmbösewicht Clemens Schick. Ein anderer charismatischer Filmheld ist Terence Hill gewesen. Dessen „blaue Augen“ haben das Künstlerkollektiv copy & waste zu einem Abend über Selbstausbeutung, Überproduktion und das Leben an sich inspiriert. Ab morgen im HAU 3.

■ „Alexandra“: Schlosspark Theater, ab 15. 10.

■ „Endstation Sehnsucht“: Hans Otto Theater Potsdam, ab 14. 10.

■ „Die Nacht kurz vor den Wäldern“: Berl. Festspiele, 13.–16.10.

■ „Die blauen Augen von Terence Hill“: HAU 3, ab 12. 10.