Wochenübersicht: Konzert
: Thomas Mauch hört auf den Sound der Stadt

Die doch sehr arithmetisch gedachten Filme von Peter Greenaway wären bestimmt ein gutes Stück unbequemer zu schauen, wenn ihnen nicht diese herrlichen Soundtracks von Michael Nyman unterlegt wären, die wiederum schon auch recht mathematisch angelegt sind und es doch schaffen, eine barocke Pracht mit der minimalistischen Wucht eines Motorenwerks zu vereinen. Bei Nyman wächst also zusammen, was gar nicht zusammen gehört. Eigens für die aktuelle Sonderausstellung im Jüdischen Museum hat der Komponist und Pianist „Ein Song für Charlotte Salomon“ geschrieben, den Nyman am Samstag vor Ort – Höhepunkt der Feierlichkeiten zur Einweihung des dort neu gestalteten Glashofes – uraufführen wird. Gleichfalls am Samstag: das Tied & Tickled Trio, das „Jazz“-Projekt der von The Notwist her bekannten Acher-Brüder, das auf dem neuen Album „Aelita“ gar nicht mehr nach Jazz klingt mit seinen gemächlichen Verhandlungen über Postrock und Dub. Ein gutes Interesse für Schönklang gibt es hier und manche Melodielinie schwirrt sirrend vorbei wie eine entfernte Erinnerung an Musik zu Filmen, die irgendwie melancholisch sein müssten, mit langen Blicken aufs Wasser und hinein in die blendende Abendsonne und am Rand mit der Silhouette eines Kinderkarussells. Probeweise gibt es sogar etwas Soul, wobei all der eifernde Gestus herausgefiltert ist. Eine distanzierte, nüchterne Musik. Mit behutsamen Schwelgen. Also: gutes Album. Im Festsaal Kreuzberg wird es vorgestellt. Und die Durchsage für Spanien- und Kunstrock-Spezialisten (was sonst kaum zueinander passt): Am Montag spielt im Instituto Cervantes bei den „Katalanischen Visionen“ in einem Lesekonzert Feliu Gasull. Die Artrocker erinnern sich an seine wunderbar flirrende Gitarre, festgehalten in einem Stück auf dem Recommended Records Sampler.

Michael Nyman: Jüdisches Museum, Sa., 20 Uhr. 10 Euro

Tied & Tickled Trio: Festsaal Kreuzberg, Sa., 21 Uhr. AK: 14 Euro

Feliu Gasull: Instituto Cervantes, Mo., 19 Uhr. Eintritt frei