RAINER SCHÄFER RADIKALE WEINE :
Portugal ist eine ergiebige Fundgrube für alle, die Wein abseits des Massengeschmacks suchen. Wohl kein anderes Land verfügt über so viele autochthone Rebensorten, also Sorten, die nur in einem bestimmten Gebiet kultiviert werden – mehr als 300 sollen es sein.
Portugal hat es bislang geschafft, seine eigenen Weinstile zu bewahren, obwohl autochthone Sorten häufig als zu speziell gelten, um im größeren Umfang vermarktet werden zu können – im Gegensatz zu den immer gleichen globalen Erfolgsreben Chardonnay, Merlot oder Cabernet Sauvignon. Die Autochthonen sind wie Independent-Künstler, eigenwillig und für eine Überraschung gut.
Aber auch in Portugal laufen Bestrebungen, die Vielfalt einzudämmen und auf wenige, gut vermarktbare Rebsorten zu setzen. Diesem Trend widersetzen sich Weingüter wie die Herdade do Esporão: Es hat eigens einen Weinberg mit über 200 autochthonen portugiesischen Rebsorten angelegt, die dort erhalten werden sollen. Herdade do Esporão liegt im Alentejo, einer aufstrebenden Weinregion südlich von Lissabon. Das Familienweingut gilt in Portugal als Pionier in Sachen Nachhaltigkeit, dort wird besonders umweltschonend gearbeitet.
Für den Reserva 2012 wurden die autochthonen Rebsorten Aragonez, Trincadeira und Alicante Bouschet mit Cabernet Sauvignon vereint. Es ist eine Cuvée, die viel Lokalcharakter mit einer Prise Weitläufigkeit verbindet. Die Trauben wurden mit den Füßen in einem Steintrog gestampft, das ist mehr als Folklore in Portugal, es gilt als die beste Methode, um auf schonende Weise Frucht und Gerbstoffe aus den Beeren zu lösen. Das Ergebnis ist ein großzügiger und eigenständiger Rotwein, der nach Mokka und Eukalyptus duftet und die Sinne lange beschäftigt: ein Kandidat für die Independent-Hitliste.
■ Reserva 2012, Herdade do Esporão, 18,90 Euro, Bezug in Deutschland über elvinjo.de