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Archiv-Artikel

Zum Aufatmen ist es zu früh

Rechte sagen Demos in Marzahn ab

VON MALENE GÜRGEN

Künftig wird am Montagabend kein Neonazi-Aufmarsch mehr durch Marzahn ziehen. Das ist eine gute Nachricht für alle BewohnerInnen, die sich durch die Horden unsicher gefühlt haben im eigenen Kiez. Es ist eine gute Nachricht für die Flüchtlinge, die in die Containerunterkunft ziehen werden und nun hoffen können, dass ihnen die Nachbarschaft freundlicher gesinnt sein wird. Und es ist eine gute Nachricht für alle, die an den Montagabenden unermüdlich gegen die Aufmärsche protestiert haben, die im Eisregen in Sitzblockaden ausharrten und versuchten, die Parolen der Rechten zu übertönen.

Aufatmen kann Marzahn dennoch nicht. Auch wenn die Aufmärsche jetzt verschwinden: Die Neonazis und die Menschen, die gern in rassistische Parolen einstimmen, sind nicht weg – so wie sie nach Ende der Proteste gegen die Hellersdorfer Unterkunft im Sommer 2013 nicht weg waren.

Arbeit fängt jetzt erst an

Deswegen darf der Bezirk sich jetzt nicht zurücklehnen und glauben, das Schlimmste sei vorbei. Im Gegenteil: Die Arbeit fängt erst an. Das Problem gefestigter Neonazistrukturen muss endlich so ernst genommen werden, wie es in Marzahn ist. Der Bezirk muss erkennen, dass seine bisherigen Bemühungen nicht ausreichen und den Kampf gegen rechts effektiver führen – auch durch eine bessere Zusammenarbeit mit zivilgesellschaftlichen Gruppen, wie sie in anderen Bezirken längst etabliert ist. Sonst ist es nur eine Frage der Zeit, bis sich die Neonazis einen neuen Anlass für ihre Aufmärsche suchen.