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Archiv-Artikel

Neue Hoffnung für das Great Barrier Reef

NATURSCHUTZ Die spektakuläre Wahlschlappe der konservativen Regierung im australischen Bundesstaat Queensland könnte Pläne für einige der größten Kohleminen der Welt zunichtemachen

CANBERRA taz | Das könnte das Aus für die gigantomanischen Kohlepläne von Queenslands Premier Campbell Newman sein: Bei den Wahlen in seinem Bundesstaat am Wochenende verlor er nicht nur seinen eigenen Parlamentssitz – am Sonntagabend schien es auch sehr wahrscheinlich, dass seine konservative liberal-nationale Koalition die Macht abgeben muss.

Die von Newman unterstützten Pläne des indischen Energiekonzerns Adani für den Bau von bis zu neun riesigen Kohleminen im Hinterland des Bundesstaates dürften unter einer neuen Labor-Regierung kaum noch eine Chance haben.

Ebenso wie der geplante Ausbau eines Kohleverladehafens in der Nähe des Großen Barrier Reef. Das Projekt war wegen seiner Auswirkungen auf die Umwelt weltweit kritisiert worden. Internationale Proteste stoppten die Idee, drei Millionen Tonnen Aushubschlamm in dem geschützten Korallenriff abzuladen. Danach sollten sie in einem Feuchtgebiet abgeladen werden. Bei der Finanzierung bot Newman Hilfe an, nachdem potenzielle Geldgeber wie die Deutsche Bank abgesprungen waren. Die dürfte nun nicht mehr kommen.

Auch die geplante Carmichael-Kohlemine, ein umgerechnet 10 Milliarden Euro teures Projekt, müsste nun „auf eigenen finanziellen Füßen stehen“, sagte Analyst Tim Buckley vom australischen Institut für Energiewirtschaft und Finanzanalyse. Nicht leicht, wo doch der Markt für per Seefracht exportierte Thermalkohle für die Energieerzeugung zurückgeht. „Die wirtschaftliche Nachhaltigkeit des Carmichael-Projektes ist ohne Subventionen der Regierung höchst fraglich“, so Buckley.

Carmichael wäre eine der größten Kohleminen der Welt. Der Bau von bis zu neun solcher Anlagen im sogenannten Galilee-Kohlebecken von Queensland würde den Markt pro Jahr „mit zusätzlichen 300 Millionen Tonnen überfluten“, sagt Buckley. Dabei gebe es bereits ein Überangebot, weil die Nachfrage geringer sei als erwartet. Dies habe damit zu tun, dass immer mehr Länder ihre Abhängigkeit von dem klimaschädigenden Energieträger reduzieren wollten: „Korea hat gerade ein Emissionshandelssystem ausgearbeitet. Indien will 100 Millionen US Dollar in erneuerbare Energien stecken. Und die USA investieren 50 Millionen in die Modernisierung ihres Stromnetzes.“ Berechnungen seines Instituts zeigten, dass „dieses Projekt unter kommerziellen Bedingungen von keiner Bank finanziert würde“.

URS WÄLTERLIN