piwik no script img

unterm strich

Warum muss man immer HBO gucken? Warum sind die deutsche Fernsehserien so schlecht? Die Themen lägen doch auf der Straße. Eine Serie rund um den Wiederaufbau des Berliner Stadtschlosses etwa – was man da alles zeigen könnte! Nervensägen von Historikern. Aufgeregte Mahner. Überforderte Politiker. Medienheinis, die ein Thema wittern. Viel Geld ist auch im Spiel. Wäre doch mal was anderes als diese ewigen Krankenhaus- und Polizisten-Serien.

Wir kommen darauf, weil den Storylinern beim Schloss immer wieder neues Material vorgespielt wird. Jetzt auch mal wieder. Der von Berlin verbürgte Finanzanteil für den Schlossneubau ist nach den Worten von Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) sicher. „Die 32 Millionen Euro für das Humboldt-Forum, die der Regierende Bürgermeister zugesagt hat, die stehen“, sagte Junge-Reyer der dpa. „Wowereit stellt sich nicht hin und sagt diese Summe zu, wenn es nur den leisesten Zweifel daran gibt“, sagte die Senatorin. Der Hintergrund: Im Haushaltsausschuss des Bundestages hatten Abgeordnete Zweifel an der Finanzkraft des hochverschuldeten Landes Berlin geäußert. Stararchitekt Daniel Libeskind, andere Meldung, lehnt einen originalgetreuen Wiederaufbau des Berliner Stadtschlosses allerdings ab. „Ich glaube nicht, dass man Architektur und Geschichte einfach zurückspulen und so tun kann, als sei nichts geschehen“, sagte er auch der dpa. „Ich kann verstehen, dass Menschen wieder in Berührung mit einem Gebäude kommen wollen, das zerstört wurde. Aber mit einer nostalgischen Fassade wird so etwas nicht gelingen.“ – Ein Abendessen, bei dem Wowi erst Abgeordnete zur Räson bringt und dann Libeskind zum Schlossbefürworter umdreht: große Szene! So was wollen wir sehen!

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen