piwik no script img

Am Ende hilft nur Petzen

Mühsame Jagd auf Ferienwohnungen

VON TOBIAS KRONE

Die wöchentliche Zirkulation der Rollkoffer im Treppenhaus, die lautstarken Partys nebenan und nicht zuletzt: das Bewusstsein, dass die neue Ferienwohnung wieder eine Wohnung weniger für potenzielle Nachbarn ist, die es ernst meinen würden mit dem Dableiben, dem Zusammenleben. Berlin ist sich einig: Ferienwohnungen in Berliner Wohnhäusern sind eine Pest. Aber kann es diese Krankheit nun auch beseitigen?

Die Bezirksämter signalisieren: Es wird verdammt schwierig. Sie beklagen eine mangelnde Ausstattung mit Stellen und müssen sich mit Datenschützern über Recherchemethoden herumstreiten. Immerhin, ein bisschen googeln dürfen sie jetzt schon mal. Das bringt aber auch noch nicht viel. Denn die „sunny flat in Berlin Wrangelkiez“, angepriesen auf einem Internetportal wie Airbnb, kann schließlich überall sein. Das Netz gewährt illegalen (Unter-)Vermietern noch sicheren Unterschlupf.

Keine Hacker in Sicht

Natürlich erwarten wir uns in diesen Fällen kompetente Hacker, die auf virtuelle Recherchejagd gehen, die sich einschleusen in die dunklen Zonen der Wohnungsspekulation, die sich aufmachen mit Sonnenbrille und Rollkoffer. Wir erwarten uns gewitzte Detektive, die die Methoden der Geldmacher nutzen, um genau ihnen das Handwerk zu legen.

Doch leider dürfen die Bezirksämter so nicht vorgehen. Sie hoffen derzeit noch darauf, dass ein hochkomplexer Software-Algorithmus helfen kann, im Netz versteckte Ferienwohnungen aufzuspüren. Ansonsten ist es, so drakonisch und stasimäßig das klingt, künftig allein auf Sie angewiesen, liebe Nachbarn. Bitte petzen!

Bericht SEITE 22

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen