: Vom Revolutionär zur Pop-Ikone
Anlässlich des 40. Todestages von Ernesto „Che“ Guevara widmen sich das 10. Lateinamerika Festival und eine Filmreihe im 3001 dem Leben und Mythos des Revolutionärs, Politikers und Guerrilleros
Vierzig Jahre sind vergangen, seit das bolivianische Militär mit Beteiligung der CIA den Revolutionär, Politiker und Guerrillero Ernesto Rafael Guevara de la Serna, genannt „Che“, und seine Companer@s in der Nähe des bolivianischen Dorfes La Higuera festgenommen hat. In der Dorfschule wurde der Comandante vom bolivianischen Feldwebel Mario Terán kurz darauf hingerichtet, sein Leichnam anschließend im 30 Kilometer entfernten Vallegrande aufgebahrt und fotografiert. Ches Plan, den revolutionären Guerrilla-Kampf nach Südamerika zu tragen, fand so ein jähes Ende. Um die Identifizierung zu erschweren, entfernte man dem Leichnam des ehemaligen kubanischen Industrieministers die Hände und begrub ihn anschließend heimlich auf dem nahegelegenen Flugplatz. 29 Jahre sollte die Leiche des Che nicht gefunden werden.
Die Rechnung, der charismatische Revolutions-Held – und mit ihm seine Ideale und Taten – würden letztlich in Vergessenheit geraten, ging indes nicht auf. Nicht nur in Lateinamerika gilt der kämpferische Asthmatiker heute mehr denn je als Märtyrer linker Unabhängigkeits- und Befreiungsbewegungen, als Volksheld und revolutionäres Idol. Auch im so genannten Westen wurde er zur Pop-Ikone des Unangepasstseins – und fand als diese längst Einzug in Vermarktungsstrategien und Kulturindustrie.
Mit dem derart unsterblich gewordenen Revolutionär setzt sich nun eine knapp zweiwöchige Filmreihe mit insgesamt sieben Filmen im 3001 auseinander. Den Auftakt macht heute Nachmittag Walter Salles Spielfilm „Die Reise des jungen Che“, der sich mit dem jungen Ernesto Guevara auf eine Reise durch Lateinamerika begibt – per Motorrad, zu Fuß und per Anhalter auf der Suche nach dem eigenen Platz im Leben. Im Anschluss daran singt der legendäre russische Regisseur Mikhail Kalatozov in „Soy Cuba“ in vier Episoden eine Hymne auf die kubanische Revolution: Die soziale Ungerechtigkeit und Schlechtheit der Yankees wird angeprangert, der Heroismus und die Opferbereitschaft der Revolutionäre gefeiert. Mit Opferbereitschaft und Heroismus beschäftigt sich auch „Ernesto Che Guevara – Das Bolivianische Tagebuch“ von Richard Dindo. Der Schweizer Dokumentarfilmer begibt sich darin anhand des Tagebuchs auf Spurensuche in den bolivianischen Bergen und zeichnet die letzten elf Monate des Che nach.
Gleich mit zwei Filmen ist der Hamburger Filmemacher Hans-Peter Weymar vertreten. In „Che Guevara – der Mythos lebt!“ dokumentiert er – ausgehend vom berühmten, zur Ikone gewordenen Foto – welche unterschiedlichen Rollen das Bild des Revolutionärs im Osten und Westen Deutschlands der 60er und 70er Jahre spielte; wie in Kuba damals und heute sein Mythos beschworen wird und wie in Bolivien immer noch des charismatischen Comandante gedacht wird. „Castro, Che und schöne Frauen“ hingegen ist ein Porträt des kubanischen Fotografen Korda, Urheber ebenjenen Fotos und 10 Jahre lang „Leibfotograf“ Fidel Castros. Schließlich ist Omar Sharif im Hollywood-Streifen „Che“ in drei Episoden beim Mimen des Guerrilleros zu bestaunen, während in „Lágrimas negras“ die Salsa-Gruppe „Vieja Trova Santaguera“ in Erinnerungen schwelgt.
Im Zeichen des Che steht auch das 10. Lateinamerika Festival am Wochenende im Museum für Völkerkunde. Hier gibt es neben den beiden Weymar-Dokus aber auch jede Menge Musik, etwa von der Latin-Ska-Legende „Inspector“, die zum ersten Mal in Europa ist. Interessant dürfte auch der Vortrag des bolivianischen Botschafters Walter Magne werden: über „Das heilige Blatt Coca“. ROBERT MATTHIES
Che Guevara-Filmreihe: Fr, 5. 10. bis 16. 10., 3001, Schanzenstraße 75 (im Hof); Programm und Infos unter www.3001-kino.de 10. Lateinamerika Festival: Sa, 6.10., 19 Uhr + So, 7. 10., 12 Uhr, Museum für Völkerkunde, Rothenbaumchaussee 64, Infos: www.ijel.de